Effektive Oxalsäure-Sprühbehandlung: Sicherheit, Dosierung und Anwendung
Oxalsäure ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Imkerei zur Bekämpfung der Varroamilbe, einem der größten Feinde der Honigbienen. In diesem umfassenden Leitfaden erfährst du alles, was du über das Sprühen von Oxalsäure wissen musst – von der richtigen Anwendung und Dosierung bis hin zu den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen.
Dieser Artikel basiert auf fundierten Informationen und bewährten Praktiken, die von erfahrenen Imkern und Experten auf diesem Gebiet empfohlen werden. Du wirst lernen, wie du Oxalsäure sicher und effektiv einsetzt, um die Gesundheit deiner Bienenvölker zu schützen.
Besonders wichtig ist es, die richtige Konzentration der Oxalsäurelösung zu kennen und zu wissen, wann der beste Zeitpunkt für die Behandlung ist.
Du weißt schon alles? Hier geht's direkt zum Produkten:
Inhaltsverzeichnis
Was ist Oxalsäure und wie wirkt sie?
Was ist Oxalsäure?
Oxalsäure ist eine natürliche Säure. Du findest sie in Pflanzen wie Spinat und Rhabarber. In der Imkerei ist sie ein zugelassenes Mittel zur Bekämpfung der Varroamilbe (Varroa destructor), einem gefährlichen Parasiten für Honigbienen.
Wie wirkt Oxalsäure auf Varroamilben?
Oxalsäure wirkt auf Varroamilben durch direkten Kontakt. Wenn du deine Bienen mit einer Oxalsäurelösung besprühst, kommt die Säure in Kontakt mit den Milben. Dadurch sterben die Milben ab. Die Säure erreicht jedoch nur die Milben, die auf den erwachsenen Bienen sitzen (phoretische Varroamilben). Sie dringt nicht in die Brut ein.
Wirkung auf Bienen
Bei richtiger Anwendung ist Oxalsäure sicher für deine Bienen. Hier sind wichtige Punkte, die du beachten solltest:
- Direkte Toxizität: Bei sachgemäßer Dosierung ist die Toxizität für die Bienen gering. Eine Überdosierung kann jedoch Schäden verursachen.
- Stress: Oxalsäurebehandlungen können Stress bei den Bienen auslösen, was sich kurzfristig in erhöhter Unruhe und verminderter Aktivität äußert.
- Verletzungen: Unsachgemäße Anwendung kann Verletzungen bei den Bienen verursachen. Das kann die Gesundheit der Bienen und des gesamten Volkes beeinträchtigen.
Wie und wann sollte man Oxalsäure sprühen?
Wie sollte man Oxalsäure sprühen?
Die empfohlene Menge der Oxalsäuredihydrat-Sprühlösung hängt vom Beutetyp und der Größe des Volkes ab. Hier sind die Standardmengen:
- Deutsche Normalmaß (DNM), Zander: 2–3 ml pro vollständig besetzter Wabenseite
- Dadant: 3–4 ml pro vollständig besetzter Wabenseite
Der Prozess selbst ist recht einfach: Sprühe die Oxalsäurelösung in einem 45°-Winkel gleichmäßig über die Waben, sodass die Bienen benetzt werden, aber keine Lösung in die offenen Brutzellen gelangt.
Dies gewährleistet, dass die Lösung gezielt gegen die Varroamilben auf den erwachsenen Bienen wirkt.
Wann sollte man Oxalsäure sprühen?
Die beste Zeit für die Oxalsäurebehandlung ist dann, wenn das Volk brutfrei ist. Dies ist meist im Herbst oder Winter der Fall. Die Behandlung sollte bei Temperaturen über 8 °C erfolgen, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Im Frühjahr oder Sommer ist eine Behandlung auch möglich, allerdings muss diese zu Tageszeiten stattfinden, in denen die Bienen nicht ausfliegen. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Oxalsäure alle Bienen im Stock erreicht.
Möglichkeiten zur Durchführung im Sommer/Frühling
- Nach dem Einschlagen eines Natur- oder Kunstschwarmes
- Bei der Bildung von Ablegern
- Direkt nach der letzten Honigernte (Normalerweise im Juli), wenn das Volk durch Käfigen der Königin oder Totale Brutentnahme brutfrei gemacht wurde.
Zu welcher Tageszeit sollte man Oxalsäure sprühen?
Sprühe die Oxalsäure zu Zeiten an denen möglichst alle Bienen im Stock sind, d.h. am frühen Morgen oder am Abend.
Wie oft sollte man Oxalsäure sprühen?
Die Behandlung wird als einmalige Maßnahme durchgeführt. Nur bei stark befallenen Völkern (Restbefall über 6 % nach der ersten Behandlung) kann eine zweite Sprühbehandlung nach zwei Wochen notwendig sein. Es ist wichtig, die Dosierung und Häufigkeit der Behandlung genau zu überwachen, da eine Überdosierung oder mehrfache Behandlung dieselbe Bienengeneration schädigen kann.
Was ist eine Blockbehandlung mit Oxalsäure?
Eine Blockbehandlung mit Oxalsäure ist ein spezielles Verfahren zur Bekämpfung der Varroamilben in brütenden Bienenvölkern.
In dieser Methode wird die Anwendung der Oxalsäure mehrmals in kurzen Abständen wiederholt, um auch die neu geschlüpften Bienen und die begleitenden Milben zu erfassen.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine Blockbehandlung mit einer Oxalsäure-Sprühlösung nicht empfohlen wird, da es zu einer Überdosierung und somit zu einer Schädigung der Bienen kommen kann.
Wie mischt man Oxalsäure und welche Konzentration ist notwendig?
Welche Tierarzneimittel sind für das Sprühen mit Oxalsäure zugelassen?
In Deutschland sind mehrere Tierarzneimittel für die Anwendung von Oxalsäure zugelassen. In diesem Kapitel geben wir dir einen Überblick über die wichtigsten Präparate und deren Anwendung.
Zugelassen sind:
- Oxuvar 5,7 %, 41,0 mg/ml
- Oxalsäure Bernburg 40 mg/ml
- Varroxal 0,71 g/g
Aus diesen Produkten wird eine 3,0%ige Oxalsäuredihydrat-Lösung gemischt, die auf die Bienen gesprüht werden kann.
Was ist eine 3,0%ige Oxalsäuredihydrat-Lösung?
Eine 3,0%ige Oxalsäuredihydrat-Lösung bedeutet, dass 3 Gramm Oxalsäuredihydrat in 100 Milliliter Wasser gelöst werden. Diese Konzentration ist optimal für die Sprühbehandlung von Honigbienen und gewährleistet eine effektive Bekämpfung der Varroamilben.
Verwendung von Oxuvar 5,7%
Oxuvar 5,7% ist ein gängiges Produkt zur Herstellung der Oxalsäurelösung. Hier ist ein Beispiel für die Zubereitung mit einer 275g Flasche:
- Trinkwasser hinzufügen: Gieße 250 ml Trinkwasser in die Flasche mit 275 g Oxalsäurekonzentrat.
- Behälter verschließen und schütteln: Schließe die Flasche und schüttle sie gut, bis sich die Oxalsäure vollständig gelöst hat.
- Lösung ist gebrauchsfertig: Du kannst die Lösung jetzt verwenden.
Anwendung:
- Fülle die gebrauchsfertige Lösung in eine Sprühflasche.
- Besprühe jede von Bienen besetzte Wabenseite mit 2-4 ml der Lösung.
- Reduziere die Dosis um 50%, wenn die Wabenseite nur zur Hälfte besetzt ist.
- Die maximale Dosis beträgt 80 ml pro Bienenstock.
Das Oxuvar kann alternativ auch zum Mischen einer Träufellösung verwendet werden.
Verwendung von Oxalsäure Bernburg 40 mg/ml
Seit 2024 ist Oxalsäure Bernburg 40 mg/ml auf dem deutschen Markt verfügbar. Auch dieses Präparat dient der Herstellung einer Lösung zum Träufeln oder Sprühen.
Hier ist die Anleitung zur Herstellung der 3%igen Sprühlösung:
- Wasser hinzufügen:
- Gieße 200 ml Trinkwasser zur Flasche mit 230 ml Konzentrat oder
- Gieße 400 ml Trinkwasser zur Flasche mit 460 ml Konzentrat. - Behälter verschließen und schütteln: Verschließe die Flasche und schüttle sie gut, bis sich die Oxalsäure vollständig aufgelöst hat.
- Lösung ist gebrauchsfertig: Du kannst die Lösung jetzt verwenden.
Anwendung:
- Verwende eine Sprühflasche oder ein ähnliches Hilfsmittel.
- Besprühe jede vollständig von Bienen besetzte Wabenseite mit 2-4 ml der Lösung.
- Reduziere die Dosis entsprechend, wenn die Wabenseite nur teilweise besetzt ist.
- Schwärme und Kunstschwärme werden mit 20-25 ml der Lösung pro kg Bienenmasse besprüht.
- Maximal dürfen 100 ml pro Bienenstock verwendet werden.
Die Oxalsäure Bernburg kann alternativ auch zum Mischen einer Träufellösung verwendet werden.
Verwendung von Varroxal Pulver 0,71 g/g
Varroxal Pulver ist ein Produkt zur Herstellung einer 3%igen Oxalsäurelösung für die Behandlung von Varroose in Bienenstöcken. Hier sind die Schritte zur Zubereitung:
- Wasser hinzufügen: Mische 6 Messlöffel (à 1 g Oxalsäure Dihydrat) mit 200 ml lauwarmem Trinkwasser (30°C–35°C) in einem nichtmetallischen Behälter. Diese Menge reicht für die Behandlung von drei Bienenvölkern aus.
- Behälter verschließen und schütteln: Verschließe den Behälter und schüttle ihn kräftig, bis sich das Pulver vollständig aufgelöst hat. Warte, bis die Lösung klar ist.
- Lösung ist gebrauchsfertig: Die Sprühlösung kann nun verwendet werden.
Anwendung:
- Fülle die Lösung in ein Handsprühgerät.
- Sprühe 2-4 ml der Lösung pro vollständig von Bienen besetzter Wabenseite.
- Reduziere die Dosis um 50 %, wenn die Wabenseite nur teilweise besetzt ist.
- Schwärme und Kunstschwärme können mit 20-25 ml der Lösung pro kg Bienenmasse besprüht werden.
- Maximal dürfen 80 ml pro Bienenstock verwendet werden.
Varroxal kann alternativ auch zum Mischen einer Träufellösung oder zum Verdampfen verwendet werden.
Tipps zur Anwendung
- Führe die Behandlung abends durch, wenn die Bienen im Stock sind.
- Für eine genaue Dosierung, sprühe 10 Pumpstöße in einen Messbecher und berechne die Menge pro Pumpstoß.
- Besprühe die Waben in einem Winkel von 45°, um den Eintrag in die Zellen zu minimieren.
- Der Milbenfall hält bis zu 3 Wochen an.
Indem du diese Schritte befolgst, sorgst du für eine sichere und effektive Behandlung deiner Honigbienen mit Oxalsäure.
Sicherheitsvorkehrungen und Arbeitsschutz
Da der Umgang mit Säure potenziell gefährlich ist, sind entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und der Arbeitsschutz unerlässlich.
In diesem Kapitel erfährst du, worauf du beim Umgang mit Oxalsäure achten musst und welche Schutzmaßnahmen notwendig sind.
Welche Schutzbekleidung sollte man beim Sprühen von Oxalsäure tragen?
Beim Sprühen von Oxalsäure ist es besonders wichtig, geeignete Schutzbekleidung zu tragen:
- Schutzbrille oder Gesichtsschutz: Oxalsäure kann die Augen reizen, daher ist eine Schutzbrille oder ein Gesichtsschutz essenziell.
- Atemschutzmaske: Mindestens eine FFP2-Maske schützt deine Atemwege vor Oxalsäuredämpfen und -aerosolen.
- Handschuhe: Trage säurebeständige Handschuhe, um deine Hände vor direktem Kontakt mit der Säure zu schützen.
- Schutzkleidung: Ein säurebeständiger Overall oder Imkerjacke sowie langärmelige Kleidung und lange Hosen schützen deine Haut.
- Gummistiefel oder säurebeständige Schuhe: Diese verhindern, dass Säurespritzer auf die Füße gelangen.
Weitere Sicherheitsvorkehrungen
- Arbeite in gut belüfteten Bereichen: Um die Konzentration der Dämpfe zu minimieren, arbeite immer in einem gut belüfteten Raum oder im Freien.
- Lagerung: Bewahre Oxalsäure in gut verschlossenen, beschrifteten Behältern an einem kühlen, trockenen und gut belüfteten Ort auf. Der Zugang von Kindern und Haustieren muss verhindert werden.
Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen bist du gut gerüstet, um sicher und effektiv mit Oxalsäure zu arbeiten.
Welche Auswirkungen hat Oxalsäure auf den Honig?
Kann man Oxalsäure sprühen, wenn der Honigraum aufgesetzt ist?
Nein, das Sprühen von Oxalsäure ist nicht erlaubt, wenn der Honigraum aufgesetzt ist. Es ist entscheidend, dass Oxalsäure nicht in den Honig gelangt, der für den menschlichen Konsum bestimmt ist.
Die Behandlung sollte daher ausschließlich nach der letzten Honigernte und in Zeiten durchgeführt werden, in denen der Honigraum nicht aufgesetzt ist.
Wie beeinflusst Oxalsäure den Honig?
Konzentration nach der Behandlung
Nach einer Behandlung im Herbst bleibt die Oxalsäurekonzentration im Honig des folgenden Jahres unverändert. Dies bedeutet, dass es sicher ist, Oxalsäure im Herbst anzuwenden, da keine Gefahr besteht, die Honigqualität zu beeinträchtigen.
Rückstände im Honig
Bei sachgemäßer Anwendung sind die Rückstände von Oxalsäure im Honig sehr gering. Die gesetzlich erlaubten Methoden und Dosierungen gewährleisten, dass die Rückstandsbelastung unbedenklich ist. Studien haben gezeigt, dass diese Rückstände unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen und somit keine gesundheitlichen Risiken für den Verbraucher darstellen.
Welche anderen Möglichkeiten gibt es Oxalsäure bei den Bienen anzuwenden?
Oxalsäure träufeln
Das Träufeln von Oxalsäure ist eine einfache und effektive Methode, die besonders im Winter angewendet wird. So funktioniert es:
- Vorbereitung: Man stellt eine Oxalsäurelösung her. Dazu mischt man Oxalsäuredihydrat mit Zucker und Wasser.
- Anwendung: Die Lösung wird in einer Spritze oder einem speziellen Träufelgerät aufgezogen. Im Spätherbst oder Winter, wenn die Bienen brutfrei sind, träufelt man die Lösung direkt in die Wabengassen, in denen die Bienen sich aufhalten. Diese Methode zielt auch auf die Milben ab, die auf den Bienen sitzen.
Oxalsäure verdampfen
Die Verdampfungsmethode, auch als Sublimation bekannt, nutzt den Umstand, dass Oxalsäure bei Erhitzung vom festen in den gasförmigen Zustand übergeht. Hier die Details:
- Vorbereitung: Man gibt Oxalsäure in kristalliner Form in ein dafür vorgesehendes Verdampfungsgerät, den sogenannten Sublimator.
- Anwendung: Das Sublimationsgerät wird in das Flugloch des Bienenstocks eingeführt und erhitzt. Dadurch sublimiert die Oxalsäure und der Dampf verteilt sich im gesamten Bienenstock. Diese Methode ist zu verschiedenen Jahreszeiten anwendbar, wirkt aber besonders effektiv, wenn wenig oder keine Brut vorhanden ist.
Egal für welche Methode man sich entscheidet, es ist wichtig, die Anwendungshinweise genau zu befolgen. So kann man sicherstellen, dass die Behandlung effektiv ist und die Bienen keinen Schaden nehmen.
Zusammenfassung
Oxalsäure ist ein wichtiges Mittel zur Bekämpfung der Varroamilbe in der Imkerei. In diesem Leitfaden hast du alles Wichtige über die Anwendung, Dosierung und Sicherheitsvorkehrungen beim Sprühen von Oxalsäure erfahren.
Du hast gelernt, wie du die richtige Konzentration der Oxalsäurelösung herstellst und wann der beste Zeitpunkt für die Behandlung ist. Zudem gab es wertvolle Tipps zur sicheren Anwendung und zum Schutz deiner Bienen.
Was wirst du als erstes umsetzen? Sind noch Fragen offen geblieben?
Teile deine Erfahrungen oder Fragen gerne in den Kommentaren oder sende uns eine E-Mail an service@imkado.de. Wenn dir der Artikel gefallen hat, teile ihn doch auf Social Media!