
So gelingt dir perfekter Presshonig: Traditionelle Methode für moderne Imker entdecken
So gelingt dir perfekter Presshonig: Traditionelle Methode für moderne Imker entdecken
Kennst du das Gefühl, wenn dein Honig einfach anders schmeckt als der vom Nachbarimker? Presshonig könnte deine Antwort sein! Diese fast vergessene Methode war einst Standard in der Imkerei.
Presshonig enthält bis zu 5,6-mal mehr Pollen und deutlich mehr wertvolle Inhaltsstoffe als geschleuderter Honig. In diesem Artikel lernst du, wie du diese traditionelle Technik meisterst und warum sie gerade für Hobbyimker perfekt geeignet ist.
Lies weiter, um zu erfahren, wie du mit einfachen Mitteln ein Premiumprodukt herstellst, das sich von der Masse abhebt.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Presshonig und wie funktioniert er?
- Schritt-für-Schritt: So presst du deinen ersten Honig
- Welche Ausrüstung brauchst du wirklich?
- Warum Presshonig geschmacklich überlegt ist
- Rechtliche Vorgaben für Presshonig
- Pressen oder Schleudern: Was passt zu dir?
Was ist Presshonig und wie funktioniert er?
Presshonig entsteht durch mechanischen Druck statt durch Zentrifugalkraft wie beim Schleudern. Dabei werden die kompletten Honigwaben aus den Rähmchen geschnitten, zerkleinert und ausgepresst. Anders als beim Schleudern gehen die Waben dabei kaputt - was zunächst wie ein Nachteil aussieht.
Doch genau hier liegt der Vorteil für deine Bienen. Der ständige Neubau der Waben schafft einen natürlichen Kreislauf im Volk. Alte Waben können Krankheitserreger und Rückstände von Behandlungsmitteln enthalten. Durch den jährlichen Neubau bleibt dein Bienenvolk gesünder und vitaler.
Historisch war das Pressen die einzige Methode zur Honiggewinnung. In der Lüneburger Heide gewannen Imker so ihren berühmten Heidehonig aus Strohkörben. Heute positioniert sich Presshonig als exklusives Gourmetprodukt mit intensivem Geschmack und besonderen Qualitäten.
Der Unterschied zum Schleudern
Beim Schleudern bleiben die Waben intakt und können wiederverwendet werden. Das spart den Bienen Energie, da sie für 1 kg Wachs etwa 7 kg Honig als Energie verbrauchen. Beim Pressen hingegen entstehen zwei wertvolle Produkte: intensiver Honig und reines Jungfernwachs.
Besonders für Imker mit Naturwabenbau ist das Pressen oft die einzige Möglichkeit. Frei gebaute Waben ohne Drahtung sind zu instabil für die Schleuder und würden zerbrechen.
Schritt-für-Schritt: So presst du deinen ersten Honig
Du kannst schon mit einfachsten Mitteln anfangen, ohne teure Ausrüstung zu kaufen. Für den Eigenbedarf reichen oft Haushaltsgeräte aus. Hier zeige ich dir verschiedene Methoden - von der einfachsten bis zur professionellen Variante.
Methode 1: Tropfhonig für Einsteiger
Die einfachste Methode nutzt nur die Schwerkraft. Schneide brutfreie Waben aus den Rähmchen und zerkleinere sie in einem sauberen Eimer. Gib die Masse in ein grobes Sieb über einem zweiten Eimer. Der Honig tropft dann 24-48 Stunden langsam heraus - ganz ohne Druck.
Diese Methode ist extrem schonend, braucht aber Geduld. Du benötigst nur lebensmittelechte Eimer, ein Sieb und Zeit. Perfekt für 1-2 Völker und den eigenen Genuss.
Methode 2: Mit dem Kartoffelstampfer
Schneller geht es mit aktivem Ausquetschen. Zerkleinere die Waben und bearbeite sie mit einem sauberen Kartoffelstampfer, bis ein Honig-Wachs-Brei entsteht. Dann durch ein Sieb geben und abtropfen lassen.
Diese Variante ist deutlich effizienter als das reine Tropfenlassen. Der Aufwand bleibt minimal, die Ausbeute steigt merklich.
Professionell mit der Presse
Für größere Mengen eignet sich eine handelsübliche Presse perfekt. Spindelpressen mit 10-50 Liter Fassungsvermögen sind für Hobbyimker ideal. Achte unbedingt auf Edelstahl - das erleichtert die Reinigung enorm.
So gehst du vor: Schneide die reifen, verdeckelten Waben aus den Rähmchen. Zerkleinere sie zu einem Brei und fülle alles in einen Presssack aus lebensmittelechtem Nylon. Dieser Sack ist wichtig - er verhindert das Verstopfen der Löcher und sorgt für sauberen Wachstrester.
Der Trick liegt im langsamen Pressen. Baue den Druck schrittweise auf, lass den Honig fließen und ziehe dann wieder nach. Bei einer 50-Liter-Presse dauert ein kompletter Durchgang etwa 40 Minuten. Geduld zahlt sich durch höhere Ausbeute aus.
Wichtiger Tipp: Verwende mehrere Presssäcke, um den Arbeitsfluss aufrechtzuerhalten, während einer gewaschen wird.
Welche Ausrüstung brauchst du wirklich?
Überraschung: Der Einstieg ins Honigpressen ist oft günstiger als eine Schleuder! Während einfache Honigschleudern 200-450 Euro kosten, bekommst du eine solide Obstpresse bereits ab 130-200 Euro. Das zeigt: Pressen ist keine teure Liebhaberei, sondern eine wirtschaftliche Alternative.
Kostenkalkulation für Einsteiger
Eine manuelle Edelstahl-Spindelpresse reicht für Hobbyimker völlig aus. Hydraulische Modelle, die leichteren Pressdruck ermöglichen, gibt es schon ab 180 Euro. Dazu brauchst du nur noch Presssäcke, Eimer und Siebe.
Bei der Schleuder kommen zusätzlich Entdeckelungsmesser und Entdeckelungsgeschirr dazu. Unterm Strich ist das Pressen oft die günstigere Variante - besonders für wenige Völker.
Wann lohnt sich welche Methode?
Die Entscheidung hängt von deinen Zielen ab. Bei 1-2 Völkern für den Eigenbedarf ist eine Schleuder überdimensioniert. Das Pressen mit einfachen Mitteln macht hier mehr Sinn. Bei Naturwabenbau ist das Pressen oft die einzig sichere Methode.
Für Direktvermarkter bietet Presshonig eine große Chance zur Differenzierung. Du kannst ihn als Premiumprodukt zu höheren Preisen verkaufen. Ein höherer Verkaufspreis kann einen eventuell geringeren Mengenertrag mehr als ausgleichen.
Entscheidungshilfe: Steht Quantität oder Qualität im Vordergrund? Willst du ein einzigartiges Produkt oder maximale Menge?
Warum Presshonig geschmacklich überlegt ist
Der Geschmacksunterschied ist sofort spürbar: Presshonig schmeckt intensiver, kräftiger und aromatischer als geschleuderter Honig. Das liegt nicht an Einbildung, sondern an messbaren Unterschieden in der Zusammensetzung. Eine brasilianische Studie der Universität São Paulo belegt beeindruckende Werte.
Messbare Vorteile von Presshonig
Die Zahlen sprechen für sich: Presshonig enthält 5,6-mal mehr Pollen als geschleuderter Honig derselben Herkunft. Aber nicht nur das - auch Flavonoide, Vitamin C und wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Eisen sind deutlich höher konzentriert.
Durch das Pressen gelangen winzige Mengen an Propolis und ätherischen Ölen aus dem Wachs in den Honig. Das erzeugt das charakteristische, vollmundige Geschmacksprofil. Bei Heidehonig entsteht sogar die berühmte "wachsige Note" durch gelöste Aromastoffe.
Kristallisation als Qualitätsmerkmal
Presshonig kristallisiert schneller als geschleuderter - das ist kein Mangel, sondern ein Vorteil! Die vielen Pollenkörner wirken als Kristallisationskeime. Da die Kristallisation an unzähligen Punkten gleichzeitig beginnt, entstehen sehr feine, cremige Kristalle statt grober Körner.
Diese feinkristalline Struktur wird von Verbrauchern als besonders angenehm empfunden. Der Honig schmilzt zart auf der Zunge und fühlt sich samtiger an als grob kristallisierter Honig.
Der Grund: Mehr natürliche Inhaltsstoffe bedeuten komplexeren Geschmack und bessere Konsistenz.
Rechtliche Vorgaben für Presshonig
Die gute Nachricht: Presshonig ist gesetzlich anerkannt und seine Besonderheiten sind berücksichtigt. In Deutschland definiert die Honigverordnung Presshonig explizit als "Honig, der durch Pressen brutfreier Waben ohne oder mit Erwärmung auf höchstens 45°C gewonnen wird".
Noch wichtiger: Der Gesetzgeber erlaubt Presshonig einen fünffach höheren Sedimentgehalt (0,5 statt 0,1 g/100g). Das berücksichtigt den natürlich höheren Pollen- und Wachsanteil. Du musst dir also keine Sorgen wegen der "Verunreinigungen" machen - sie sind erwünscht und legal.
Korrekte Kennzeichnung
Die Bezeichnung "Presshonig" sollte als Zusatz zur normalen Sachbezeichnung verwendet werden, also "Blütenhonig - Presshonig" oder ähnlich. Alle üblichen Pflichtangaben wie Name, Adresse, Füllmenge und Mindesthaltbarkeitsdatum bleiben bestehen.
Praktischer Tipp: Nutze sachliche Beschreibungen wie "besonders pollenreich" oder "aus Naturwabenbau" für die Vermarktung.
Pressen oder Schleudern: Was passt zu dir?
Die Entscheidung hängt von deiner persönlichen Situation ab. Hier ist eine ehrliche Einschätzung der verschiedenen Imkertypen und welche Methode am besten passt.
Du bist Hobbyimker mit 1-3 Völkern?
Dann ist das Pressen oft die bessere Wahl. Die Anschaffung einer Schleuder ist für diese Größe meist überdimensioniert und unwirtschaftlich. Mit einfachen Mitteln erzeugst du einen hochwertigen Honig für den Eigenverbrauch. Die Investition bleibt minimal, die Qualität maximal.
Du betreibst Direktvermarktung?
Hier wird es strategisch interessant. Das Schleudern ist der bewährte Weg für große Mengen. Das Pressen bietet aber die Chance zur Differenzierung im Premiumsegment. Mit einer Geschichte von Tradition und handwerklicher Qualität kannst du höhere Preise erzielen.
Ein Rechenbeispiel: Lieber 50 Gläser Presshonig à 12 Euro oder 80 Gläser Schleuderhonig à 8 Euro? Die Menge entscheidet nicht alles - oft ist weniger mehr.
Du imkerst im Naturwabenbau?
Dann führt kein Weg am Pressen vorbei. Frei gebaute Waben sind zu instabil für die Schleuder. Das Pressen passt perfekt zur Philosophie der wesensgemäßen Bienenhaltung und fördert durch den ständigen Neubau die Bienengesundheit.
Die Nische als Chance
Der Honigmarkt ist übersättigt mit Standardprodukten und Billigimporten. Für Kleinimker wird Differenzierung immer wichtiger. Presshonig bietet diese Möglichkeit: Ein handwerkliches Verfahren mit nachweislich höheren Inhaltsstoffen und intensiverem Geschmack.
Du verkaufst nicht nur Honig, sondern eine Geschichte von Tradition, Sorgfalt und Naturnähe. In einer Zeit, wo Verbraucher Authentizität und Qualität schätzen, liegt hier eine große Marktchance für aufgeschlossene Imker.
Die ehrliche Antwort: Es gibt nicht die eine richtige Methode - aber für jeden Imkertyp die passende Lösung.
Dein nächster Schritt
Möchtest du das Honigpressen ausprobieren? Starte klein mit der Tropfmethode oder einer einfachen Obstpresse. Bei Imkado findest du die passende Ausrüstung und kompetente Beratung für deinen Einstieg in diese traditionsreiche Methode.