Imker zieht Honigraum-Rähmchen

Honigräume richtig erweitern: Aufsetzen oder Untersetzen? (4 Entscheidungstipps für mehr Erfolg)

Honigräume richtig erweitern: Aufsetzen oder Untersetzen? (4 Entscheidungstipps für mehr Erfolg)

Hast du dich jemals gefragt, ob du deinen nächsten Honigraum oben aufsetzen oder lieber zwischen Brutraum und bestehenden Honigraum einfügen solltest? Diese Frage beschäftigt viele Imker in jeder Saison.

In diesem Artikel lernst du die Vor- und Nachteile beider Methoden sowie die wichtigsten Entscheidungsfaktoren kennen. Lies weiter, um endlich Klarheit in dieser oft hitzig diskutierten Imkerfrage zu bekommen!

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen: Warum und wann Honigräume erweitern?

Honigräume geben deinen Bienen den nötigen Platz zum Einlagern von Nektar. Ohne ausreichend Raum füllen die Bienen den Brutraum mit Honig. Das nennt man "Verhonigen". Dann hat die Königin keinen Platz mehr zum Eierlegen.

Ein verhonigter Brutraum führt fast sicher zum Schwärmen. Dabei verlierst du viele Bienen und damit auch viel potentiellen Honig. Deine Ernte kann dadurch deutlich kleiner ausfallen.

Der richtige Zeitpunkt für den ersten Honigraum

Es gibt kein festes Datum für den ersten Honigraum. Du musst auf mehrere Zeichen achten. Warte, bis dein Volk stark genug ist und mindestens sechs Wabengassen gut besetzt hat.

Wann brauchst du weitere Honigräume?

Setze den nächsten Honigraum auf, wenn der erste zu etwa zwei Dritteln gefüllt ist. Bei sehr starker Tracht kannst du auch schon früher erweitern. Frischer Nektar braucht bis zu dreimal so viel Platz wie fertiger Honig.

Eine Stockwaage kann dir zeigen, wie viel Nektar täglich eingetragen wird. So weißt du genau, wann es Zeit für einen weiteren Honigraum ist.

Jetzt kennst du die Grundlagen. Aber wie entscheidest du, ob du den nächsten Honigraum aufsetzen oder untersetzen solltest?

Methode 1: Aufsetzen (Obenauf) - Vorteile und Nachteile

Beim Aufsetzen stellst du den neuen, leeren Honigraum einfach ganz oben auf deinen Bienenstock. Der neue Raum bildet dann die oberste Etage unter dem Deckel. Diese Methode ist bei Imkern am weitesten verbreitet.

Die Vorteile des Aufsetzens

Aufsetzen ist super einfach und schnell. Du musst keine schweren, mit Honig gefüllten Zargen anheben. Das schont deinen Rücken und spart Zeit.

Der bereits eingetragene Honig bleibt näher am warmen Brutnest. Dort können die Bienen ihn besser trocknen und zu fertigem Honig verarbeiten. Die warme Luft steigt nach oben und hilft bei diesem Prozess.

Du kannst den zuletzt aufgesetzten Honigraum leicht kontrollieren. Er ist direkt unter dem Deckel und du musst nicht alles auseinandernehmen, um nachzusehen.

Die Nachteile des Aufsetzens

Manchmal nehmen die Bienen den neuen, obersten Raum langsamer an. Sie müssen erst den Weg durch den bereits gefüllten unteren Honigraum finden. Einige Völker scheinen den weiten Weg nach oben nicht zu mögen.

Manche Imker sagen, dass das Aufsetzen dem natürlichen Bauverhalten der Bienen widerspricht. In der Natur bauen Bienen von oben nach unten.

Aufsetzen ist die einfachste Methode, aber ist sie auch immer die beste? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Methode 2: Untersetzen (Dazwischen) - Vorteile und Nachteile

Beim Untersetzen hebst du den vorhandenen Honigraum ab. Dann stellst du den neuen, leeren Honigraum direkt auf den Brutraum. Zuletzt setzt du den abgehobenen Honigraum wieder darauf. Der neue Raum ist jetzt zwischen Brutraum und altem Honigraum.

Die Vorteile des Untersetzens

Bienen nehmen den untergesetzten Raum oft schneller an. Sie empfinden den leeren Raum direkt über dem Brutnest als Lücke, die gefüllt werden muss. Das regt den Bautrieb stark an.

Das Untersetzen ähnelt mehr dem natürlichen Bauverhalten der Bienen in Baumhöhlen. Dort bauen sie von oben nach unten. Junge Baubienen werden nach oben "gesaugt" und beginnen sofort mit dem Wabenbau.

Durch die starke Anregung des Bautriebs kann das Untersetzen auch den Schwarmtrieb dämpfen. Die Bienen sind beschäftigt und denken weniger ans Schwärmen.

Die Nachteile des Untersetzens

Der größte Nachteil ist der hohe Arbeitsaufwand. Du musst volle Honigräume abheben und wieder aufsetzen. Diese können 20-30 kg oder mehr wiegen. Das ist anstrengend und kann zu Rückenschmerzen führen.

Es besteht die Sorge, dass der Honig im untergesetzten Raum nicht gut genug trocknet. Er ist weiter vom warmen Brutnest entfernt. Besonders bei schwacher Tracht oder kühlem Wetter könnte er zu feucht bleiben.

Das Untersetzen funktioniert am besten bei warmer Witterung und guter Tracht. Bei kühlem Wetter ziehen sich die Bienen ins Brutnest zurück. Dann bleibt der untergesetzte Raum möglicherweise leer.

Untersetzen regt den Bautrieb stark an, erfordert aber mehr Kraft. Ist der zusätzliche Aufwand die Mühe wert?

Die richtige Entscheidung: 4 wichtige Faktoren

Die Wahl zwischen Aufsetzen und Untersetzen hängt von mehreren Faktoren ab. Hier sind die fünf wichtigsten Entscheidungshilfen:

1. Volksstärke und Entwicklung

Starke, vitale Völker nehmen auch aufgesetzte Honigräume problemlos an. Bei schwächeren Völkern kann das Untersetzen die Annahme beschleunigen. Schau genau, wie stark dein Volk ist.

2. Art und Stärke der Tracht

Bei einer Massentracht wie Raps oder Akazie ist schnelles Erweitern wichtig. Hier kann das Untersetzen den Bautrieb zusätzlich anregen. Bei schwacher Tracht ist das Aufsetzen oft sicherer.

3. Wetterbedingungen

Bei stabilem, warmem Wetter funktionieren beide Methoden gut. Bei Kälteeinbrüchen ist das Aufsetzen sicherer. Die Bienen ziehen sich bei Kälte ins Brutnest zurück. Ein untergesetzter Raum bleibt dann oft leer.

4. Deine körperliche Belastbarkeit

Sei ehrlich zu dir selbst: Kannst du schwere Honigzargen anheben? Wenn nicht, ist das Aufsetzen die bessere Wahl. Deine Gesundheit ist wichtiger als ein möglicherweise etwas schnellerer Wabenbau.

Diese Faktoren helfen dir bei der Entscheidung. Aber welche praktischen Tricks gibt es noch, um die Annahme des Honigraums zu verbessern?

Praktische Tipps für bessere Honigraumannahme

Manchmal zögern die Bienen, einen neuen Honigraum anzunehmen. Mit diesen Tricks kannst du ihnen helfen:

Ausgebaute Waben als Lockstoff

Hänge ein bis zwei ausgebaute, helle Leerwaben in die Mitte des neuen Honigraums. Die Bienen nehmen solche Waben viel schneller an als Mittelwände. Sie müssen nicht erst bauen, sondern können sofort Nektar einlagern.

Wenn du keine ausgebauten Waben hast, verwende eine Kombination: In der Mitte Mittelwände, außen Rähmchen mit nur schmalen Wachsstreifen. Die Bienen lieben es, selbst zu bauen.

Absperrgitter richtig einsetzen

Das Absperrgitter kann die Annahme des Honigraums beeinflussen. Achte auf den richtigen Bee Space (6-10 mm). Ein falscher Abstand führt zu Verbauungen.

Timing und Geduld

Gib den Honigraum zur richtigen Zeit und sei geduldig. Bei kaltem Wetter kann es länger dauern, bis die Bienen nach oben ziehen. Kontrolliere regelmäßig, aber nicht täglich. Die Bienen brauchen Ruhe zum Arbeiten.

Mit diesen Tipps wird dein Honigraum schneller angenommen. Aber welche Methode ist nun besser: Aufsetzen oder Untersetzen?

Fazit: Aufsetzen oder Untersetzen - was ist besser?

Es gibt keine universelle Antwort auf die Frage, ob Aufsetzen oder Untersetzen besser ist. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile.

Für Anfänger und körperlich weniger belastbare Imker empfehle ich das Aufsetzen. Es ist einfacher, sicherer und erfordert weniger Kraft. Der geringere Arbeitsaufwand und das minimierte Risiko bezüglich der Honigfeuchte sind große Vorteile.

Mit mehr Erfahrung kannst du das Untersetzen in bestimmten Situationen ausprobieren: bei sehr starker Tracht, stabilem warmem Wetter und wenn du den Bautrieb maximal fördern möchtest.

Wichtiger als die Methode:

  • Setze den ersten Honigraum rechtzeitig auf
  • Beobachte deine Völker genau
  • Erweitere großzügig bei guter Tracht
  • Verwende helle, unbebrütete Waben im Honigraum

Vielleicht probierst du in dieser Saison beide Methoden an verschiedenen Völkern aus? So kannst du selbst vergleichen, was bei deinen Bienen besser funktioniert. Imkerei ist Erfahrungssache!

Hast du noch Fragen zum Erweitern deiner Honigräume? Brauchst du passende Absperrgitter oder hochwertige Rähmchen für deine Honigräume? In unserem Imkado Shop findest du alles, was du für eine erfolgreiche Honigsaison brauchst.