
So gelingt dir die perfekte Ablegerbildung am eigenen Stand (5 bewährte Methoden)
So gelingt dir die perfekte Ablegerbildung am eigenen Stand (5 bewährte Methoden)
Stehst du vor der Herausforderung, einen Bienenableger zu bilden, hast aber keinen zweiten Standort? Das Problem der "Rückflieger" kennt jeder Imker - die Bienen fliegen einfach zurück zum alten Stock!
Mit den richtigen Tricks kannst du aber auch am selben Bienenstand erfolgreiche Ableger bilden. In diesem Artikel lernst du, wie du Rückflieger vermeidest und kräftige Jungvölker aufbaust.
Lies weiter und entdecke, wie du noch diese Saison erfolgreiche Ableger am eigenen Stand bilden kannst!
Inhaltsverzeichnis
- Warum Bienen zurückfliegen: Die Biologie der Orientierung
- Das Problem der Rückflieger verstehen
- 5 bewährte Methoden gegen Rückflieger
- So pflegst du deinen Ableger am Heimstand richtig
- Die 3 häufigsten Fehler (und wie du sie vermeidest)
Warum Bienen zurückfliegen: Die Biologie der Orientierung
Um das Problem der Rückflieger zu lösen, musst du zuerst verstehen, wie Bienen sich orientieren. Bienen sind wahre Navigationskünstler! Sie prägen sich ihren Heimweg genau ein.
Junge Bienen machen bei ihren ersten Ausflügen spezielle Orientierungsflüge. Dabei fliegen sie in immer größeren Kreisen um ihren Stock und merken sich markante Punkte in der Landschaft. Sie bauen eine Art innere Landkarte auf.
Bienen nutzen für die Navigation verschiedene Sinne gleichzeitig:
- Ihre Facettenaugen erkennen Landmarken wie Bäume oder Gebäude
- Die Sonne dient als Kompass - sogar bei bewölktem Himmel!
- Ihr Geruchssinn hilft beim Erkennen des eigenen Stocks
- Eine innere Uhr unterstützt sie bei der Zeitplanung
Diese erstaunlichen Fähigkeiten helfen Bienen, selbst nach kilometerlangen Flügen zurück nach Hause zu finden. Genau diese Heimattreue wird zum Problem, wenn wir Ableger am selben Stand bilden wollen. Die Flugbienen kehren nämlich zum ursprünglichen Stock zurück!
Das Problem der Rückflieger verstehen
Rückflieger sind ältere Bienen, die bereits Sammelflüge unternommen haben. Sie haben sich den Standort ihres Stocks fest eingeprägt. Wenn du einen Ableger bildest und ihn nur wenige Meter vom Muttervolk entfernt aufstellst, passiert Folgendes:
Die erfahrenen Flugbienen verlassen den neuen Ableger, orientieren sich - und fliegen direkt zurück zum alten Stock! Das ist ein großes Problem, denn gerade diese Sammelbienen sind wichtig für die Versorgung des jungen Ablegers.
Ein Ableger, der seine Flugbienen verliert, wird stark geschwächt. Er kann keinen Nektar und Pollen sammeln. Die Entwicklung verzögert sich, bis genug junge Bienen zu Sammlerinnen herangewachsen sind. Das kann Wochen dauern!
Die ideale Lösung wäre, den Ableger mindestens 3 Kilometer vom Heimstand entfernt aufzustellen. So weit außerhalb ihres bekannten Gebiets müssen sich die Bienen neu orientieren. Aber was tun, wenn du keinen zweiten Standort hast? Dafür gibt es clevere Lösungen!
5 bewährte Methoden gegen Rückflieger
Methode 1: Mehr Jungbienen für den Ableger
Bei dieser Methode akzeptierst du, dass die Flugbienen zurückfliegen werden. Du gleichst den Verlust aus, indem du von Anfang an mehr junge Bienen in den Ableger gibst. Diese sind noch nicht auf den alten Standort eingeprägt.
So gehst du vor: Wähle Brutwaben mit viel verdeckelter Brut aus. Daraus schlüpfen bald neue Jungbienen! Kehre zusätzlich Bienen von weiteren Brutwaben in den Ablegerkasten. Besonders wertvoll sind Waben mit offener Brut, dort sitzen viele junge Ammenbienen.
Gib dem Ableger mindestens zwei gute Brutwaben und ausreichend Futter mit. Ein Einwabenableger ist am gleichen Stand meist zu schwach und wird nicht überleben. Die Bienenmasse muss groß genug sein, um das Brutnest warm zu halten.
Methode 2: Die Fluglochmanipulation
Mit kleinen Tricks am Flugloch kannst du die Bienen zwingen, sich neu zu orientieren. Wenn eine Biene beim Verlassen des Stocks auf ein unerwartetes Hindernis trifft, wird sie aufmerksamer und prägt sich die neue Umgebung besser ein.
Probiere eine dieser Techniken:
- Verstopfe das Flugloch locker mit Gras oder kleinen Zweigen
- Verkleinere das Flugloch auf nur 1-2 Bienenbreiten
- Stelle ein Hindernis direkt vor das Flugloch (Brett, Stein, Pflanze)
- Drehe die Beute so, dass das Flugloch in eine andere Richtung zeigt
Diese Methoden funktionieren, weil sie den "Autopiloten" der Bienen stören. Sie müssen ihre Umgebung bewusster wahrnehmen und sich neu orientieren. Das kleine Flugloch hilft zudem gegen Räuberei - ein wichtiger Nebeneffekt!
Methode 3: Die Flugling-Brutling-Methode
Diese clevere Methode nutzt die Standorttreue der Bienen gezielt aus. Du teilst ein Volk in zwei Teile - einen mit Flugbienen und einen mit Brutbienen. So geht's:
Stelle das komplette Volk vom ursprünglichen Platz weg. An den alten Platz stellst du eine neue, leere Beute. In diese Beute kommt die alte Königin mit 1-2 Waben (dieser Teil heißt "Flugling"). Die ursprüngliche Beute mit aller Brut und den Stockbienen (der "Brutling") stellst du an einen neuen Platz am selben Stand.
Was passiert nun? Alle Flugbienen kehren an den alten Platz zurück und finden dort ihre Königin in der neuen Beute. Der Brutling ist zwar weisellos, kann aber aus offener Brut eine neue Königin nachziehen. So entstehen zwei vollwertige Völker!
Methode 4: Der Königinnenableger
Bei dieser Methode entnimmst du die alte Königin aus einem schwarmtriebigen Volk. Sie bildet mit einem Teil des Volkes den Ableger, den du am selben Stand aufstellst. Das Hauptvolk bleibt am alten Platz und zieht sich eine neue Königin nach.
Wichtig: Da dieser Ableger am selben Stand bleibt, musst du zusätzlich Maßnahmen gegen Rückflieger ergreifen! Kombiniere diese Methode mit extra Jungbienen (Methode 1) oder Fluglochmanipulation (Methode 2).
Methode 5: Der zeitliche Trick
Der Zeitpunkt der Ablegerbildung ist entscheidend! Bilde deinen Ableger während guter Tracht, wenn viel Nektar und Pollen verfügbar sind. Dann sind die Bienen aller Völker mit Sammeln beschäftigt und die Gefahr der Räuberei ist geringer.
Die beste Zeit ist oft während der Obst- oder Rapsblüte im Frühjahr. Bei Trachtmangel oder später im Jahr (ab Juni/Juli) steigt die Räubereigefahr stark an. Dann müssen Ableger am selben Stand besonders stark sein und gut geschützt werden.
So pflegst du deinen Ableger am Heimstand richtig
Ein Ableger am selben Stand braucht besondere Pflege. Er ist anfangs schwach und steht direkt neben stärkeren Völkern. Das erhöht die Gefahr von Räuberei und anderen Problemen. Mit diesen Tipps hilfst du deinem Ableger, stark zu werden:
Schutz vor Räuberei - lebenswichtig!
Räuberei ist die größte Gefahr für schwache Ableger am selben Stand. Andere Bienen riechen den Honig und können den Ableger überfallen. Das passiert besonders bei Trachtmangel.
So schützt du deinen Ableger:
- Mache das Flugloch extrem eng (nur 1-2 Bienenbreiten)
- Stelle den Ableger nicht direkt neben starke Völker
- Vermeide anfangs flüssige Fütterung - der Geruch lockt Räuber an
Ein kleines Flugloch können selbst wenige Wächterbienen gut verteidigen. Setze es direkt an die Brutwaben. So haben es die Verteidiger leichter.
Richtige Fütterung - der Schlüssel zum Erfolg
Ableger am selben Stand brauchen fast immer zusätzliches Futter. Ihnen fehlen ja die Sammelbienen! Gib bei der Bildung 1-2 volle Futterwaben mit. Diese sollten für die ersten Wochen reichen.
Eine gute Alternative ist Futterteig wie Apifonda. Er wird langsamer abgenommen und lockt weniger Räuber an. Flüssigfutter solltest du erst geben, wenn der Ableger etabliert ist. Füttere dann nur abends und in kleinen Mengen.
Kontrolliere alle 2-3 Wochen die Futtervorräte. Gerade im Sommer kann ein kleines Volk schnell verhungern, wenn keine Tracht mehr vorhanden ist.
Regelmäßige Kontrollen - aber nicht zu oft!
Die erste Nachschau machst du je nach Situation nach 1-4 Wochen. Bei einer zugesetzten Königin schaust du nach einer Woche nach. Hat sich der Ableger selbst eine Königin nachgezogen, wartest du 3-4 Wochen bis zur ersten Kontrolle.
Bei der Kontrolle achtest du auf Eilage oder junge Brut. Das zeigt, dass die Königin erfolgreich begattet wurde. Findest du keine Brut, ist wahrscheinlich etwas schief gegangen. Dann kannst du den Ableger mit einem anderen erfolgreichen Ableger vereinigen.
Nutze die Brutpause im Ableger für eine Varroabehandlung! Etwa 21 Tage nach der Bildung ist alle ursprüngliche Brut geschlüpft, aber noch keine neue verdeckelt. Der perfekte Zeitpunkt für eine Behandlung mit Milch- oder Oxalsäure.
Mit der richtigen Pflege wird aus deinem kleinen Ableger bis zum Herbst ein starkes Volk. Aber welche Fehler solltest du vermeiden? Der folgende Abschnitt klärt auf.
Die 3 häufigsten Fehler (und wie du sie vermeidest)
Fehler 1: Zu schwache Ableger bilden
Der größte Fehler ist, Ableger am selben Stand zu schwach zu bilden. Ein Einwabenableger mag manchmal an einem entfernten Standort funktionieren - aber nicht am Heimstand! Hier verliert er alle Flugbienen und wird zu schwach, um zu überleben.
Lösung: Bilde deinen Ableger am selben Stand stärker als üblich. Gib mindestens zwei gute Brutwaben und zusätzliche Jungbienen. So hat er trotz der Rückflieger genug Kraft, um sich zu entwickeln.
Denke daran: Ein zu schwacher Ableger bedeutet vergeudete Zeit und Ressourcen. Lieber weniger, aber dafür stärkere Ableger bilden!
Fehler 2: Zu späte Bildung in der Saison
Die Bildung von Ablegern am selben Stand wird mit fortschreitender Saison immer schwieriger. Im Spätsommer ist die Räubereigefahr groß und die Zeit bis zum Winter knapp. Späte Ableger haben oft nicht genug Zeit, sich zu entwickeln.
Lösung: Bilde deine Ableger am selben Stand möglichst früh in der Saison - idealerweise im April oder Mai. Bei guter Tracht ist die Gefahr von Räuberei geringer und die Entwicklungszeit bis zum Winter länger.
Musst du dennoch späte Ableger bilden? Dann mache sie besonders stark und schütze sie gut vor Räuberei!
Fehler 3: Kellerhaft für Brutwaben-Ableger
Manchmal wird empfohlen, Ableger für einige Tage in den Keller zu stellen. Für brutfreie Kunstschwärme funktioniert das. Für normale Ableger mit Brutwaben ist diese Methode jedoch riskant!
Die Bienen können in Panik geraten und "verbrausen" - sie schlagen mit den Flügeln, erzeugen Hitze, und das ganze Völkchen kann sterben. Außerdem wird die Brutpflege unterbrochen und die Brut kann unterkühlen.
Lösung: Verzichte auf die Kellerhaft bei Ablegern mit Brut. Nutze stattdessen die anderen beschriebenen Methoden wie mehr Jungbienen oder Fluglochmanipulation. Diese sind sicherer und stressfrei für die Bienen.
Mit diesem Wissen bist du gut gerüstet, um erfolgreiche Ableger am eigenen Bienenstand zu bilden. Du kennst nun die Biologie hinter dem Rückflieger-Problem und hast praktische Lösungen kennengelernt.
Möchtest du mehr Tipps für erfolgreiche Ableger? Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau bietet ein ausführliches Merkblatt mit weiteren nützlichen Informationen zur Ablegerbildung.
Bei unserem Imkado Online-Shop findest du alles, was du für die erfolgreiche Ablegerbildung brauchst - von Rähmchen und Mittelwänden bis zu Futtersystemen.
Jetzt bist du dran! Probiere diese Methoden aus und teile deine Erfahrungen mit uns. Mit etwas Übung wirst du bald erfolgreich Ableger am eigenen Stand bilden können. Deine Bienen werden es dir danken!