
Rapshonig richtig ernten & rühren + Die 7 häufigsten Fehler
Rapshonig richtig ernten & rühren + Die 7 häufigsten Fehler
Stell dir vor: Leuchtend gelbe Rapsfelder so weit das Auge reicht, und deine Bienen sammeln fleißig den wertvollen Nektar! Der Rapshonig ist eine der ersten großen Ernten im Imkerjahr, aber er stellt dich vor besondere Herausforderungen. Ohne richtiges Timing wird er nämlich steinhart oder gärt im schlimmsten Fall.
Wir zeigen dir, wie du diesen beliebten Frühjahrshonig perfekt erntest und zu einer leckeren, streichfähigen Creme verarbeitest. Lies weiter, um alle wichtigen Schritte von der Wabenentnahme bis zum fertigen Cremehonig zu erfahren!
Inhaltsverzeichnis
- Die Rapstracht verstehen: Wann blüht der Raps?
- Den perfekten Erntezeitpunkt bestimmen
- Schritt für Schritt: So erntest du deinen Rapshonig
- Die Kunst des Rührens: Cremigen Rapshonig herstellen
- Qualität sichern: So bleibt dein Honig lange frisch
- 7 häufige Fehler bei der Rapshonigernte (und wie du sie vermeidest)
Die Rapstracht verstehen: Wann blüht der Raps?
Der Raps gehört zu den wichtigsten Frühjahrspflanzen für deine Bienen. Er färbt die Felder leuchtend gelb und liefert viel Nektar und Pollen.
In Deutschland und Österreich blüht der Raps meist zwischen Ende April und Ende Mai. Die genaue Zeit hängt vom Wetter und deiner Region ab. In Norddeutschland beginnt die Blüte oft etwas später als im Süden.
Die Blütezeit dauert etwa drei bis vier Wochen. In dieser Zeit können deine Bienen bei gutem Wetter richtig viel Honig sammeln. Ein Rapsfeld kann zwischen 200 und 450 kg Honig pro Hektar liefern!
Was macht Rapshonig so besonders?
Rapshonig hat eine sehr helle, fast weiße Farbe und schmeckt mild und süß. Kinder mögen ihn besonders gern, weil er nicht so stark schmeckt wie andere Honigsorten.
Das Besondere am Rapshonig ist seine schnelle Kristallisation. Er wird sehr rasch fest, weil er viel Traubenzucker (Glucose) enthält. Ohne richtige Behandlung wird er steinhart und lässt sich kaum noch aus dem Glas löffeln.
Deshalb ist es so wichtig, dass du bei Rapshonig besonders auf den richtigen Erntezeitpunkt und die richtige Verarbeitung achtest. Nur so bekommst du einen schön cremigen Honig, den alle lieben werden.
Den perfekten Erntezeitpunkt bestimmen
Bei Rapshonig hast du ein ziemlich enges Zeitfenster für die Ernte. Zu früh geerntet kann der Honig zu viel Wasser enthalten und später gären. Zu spät geerntet kristallisiert er schon in den Waben und wird zum "Zementhonig".
Der beste Zeitpunkt ist normalerweise kurz nach dem Ende der Rapsblüte. Deine Bienen hatten dann genug Zeit, den Nektar zu einem reifen Honig zu verarbeiten. Aber wie erkennst du, ob der Honig wirklich reif ist?
So prüfst du die Reife deines Honigs
Es gibt drei Methoden, um zu prüfen, ob dein Honig erntereif ist. Am sichersten ist die Kombination aller drei.
- Verdeckelungsgrad: Schau, ob mindestens zwei Drittel der Wabenfläche mit Wachsdeckeln verschlossen sind. Die Bienen verdeckeln den Honig, wenn er reif ist.
- Spritzprobe: Halte eine Wabe waagerecht und stoße sie mit einer schnellen Bewegung nach unten. Wenn kein Honig herausspritzt, ist er dickflüssig genug.
- Refraktometer: Mit diesem kleinen Gerät misst du den Wassergehalt direkt. Der Wert sollte unter 18% liegen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Von diesen drei Methoden ist das Refraktometer die zuverlässigste. Es kostet zwar etwas Geld, ist aber eine lohnende Investition. Der Beitrag vom Bieneninstitut Veitshöchheim erklärt, warum der richtige Wassergehalt so wichtig ist und was du tun kannst, wenn dein Honig zu feucht geraten ist.
Denk daran: Es ist besser, einen Tag zu früh zu ernten als einen Tag zu spät. Wenn der Rapshonig erstmal in den Waben kristallisiert, bekommst du ihn kaum noch heraus!
Schritt für Schritt: So erntest du deinen Rapshonig
Jetzt geht's ans Ernten! Bereite alles gut vor, damit du schnell und sauber arbeiten kannst. Das ist wichtig, weil Rapshonig so schnell fest wird.
Wabenentnahme aus dem Bienenvolk
Nimm am besten morgens die Honigwaben aus dem Volk. Dann haben die Bienen noch keinen frischen Nektar eingetragen. Achte darauf, dass keine Waben mit Brut dabei sind.
Du kannst die Bienen mit einem weichen Besen von den Waben fegen. Oder du setzt einen Tag vorher eine Bienenflucht ein. Die Bienen können dann nur noch nach unten in den Brutraum, aber nicht zurück.
Bringe die Waben schnell in einen bienendichten Raum. So vermeidest du Räuberei durch fremde Bienen, die vom Honiggeruch angelockt werden.
Entdeckeln und Schleudern
Bevor du den Honig aus den Waben schleudern kannst, musst du die Wachsdeckel entfernen. Dafür kannst du eine Entdeckelungsgabel, ein Entdeckelungsmesser oder einen Heißluftfön verwenden.
Für das Schleudern gibt es verschiedene Arten von Honigschleudern:
- Tangentialschleuder: Die Waben stehen an der Seite. Du musst sie nach dem ersten Schleudern wenden.
- Radialschleuder: Die Waben stehen wie Radspeichen. Beide Seiten werden gleichzeitig geschleudert.
- Selbstwendeschleuder: Ähnlich wie die Tangentialschleuder, aber die Waben werden automatisch gewendet.
Starte immer mit niedriger Drehzahl, besonders bei Rapshonig. Er ist oft zähflüssig und könnte die Waben bei zu hoher Geschwindigkeit zerreißen. Steigere die Geschwindigkeit langsam, wenn schon etwas Honig ausgeschleudert ist.
Sieben und Klären des Honigs
Nach dem Schleudern muss der Honig gesiebt werden. Benutze ein Doppelsieb mit einem groben und einem feinen Sieb. So werden Wachsstückchen und andere Verunreinigungen entfernt.
Lass den gesiebten Honig für etwa einen Tag bei Raumtemperatur (20-25°C) ruhen. In dieser Zeit steigen Luftbläschen und feinste Wachsteilchen an die Oberfläche. Diese Schicht schäumst du vor der Weiterverarbeitung ab.
Jetzt ist dein Honig bereit für den wichtigsten Schritt bei Rapshonig: das Rühren! Ohne diesen Schritt würde er sehr schnell steinhart werden.
Die Kunst des Rührens: Cremigen Rapshonig herstellen
Das Rühren oder "Cremen" ist der Geheimtrick für einen schön streichfähigen Rapshonig. Hierbei kümmerst du dich aktiv um die Kristallisation, statt sie einfach geschehen zu lassen.
Rapshonig kristallisiert von Natur aus sehr schnell und fest. Durch regelmäßiges Rühren werden die Kristalle winzig klein gehalten. So bekommst du eine feine, cremige Konsistenz statt harter Klumpen.
Der richtige Zeitpunkt zum Rühren
Fange mit dem Rühren an, sobald der Honig erste Anzeichen von Trübung zeigt. Das kann bei Rapshonig schon wenige Tage nach der Ernte sein. Warte nicht zu lange, sonst wird das Rühren sehr anstrengend!
So rührst du richtig
Du hast verschiedene Möglichkeiten, deinen Honig zu rühren:
Mit einem speziellen Rührstab aus Edelstahl kannst du den Honig per Hand rühren. Bewege den Stab langsam auf und ab. Achte darauf, auch den Honig am Boden und an den Rändern zu erfassen.
Für größere Mengen ist ein maschineller Rührer praktischer. Das kann ein spezielles Honigrührwerk sein oder eine langsam laufende Bohrmaschine mit Rühraufsatz. Wichtig: Langsam rühren (maximal 50-100 Umdrehungen pro Minute), sonst mischst du zu viel Luft ein!
Ein besonders guter Trick: Du kannst deinen frischen Honig mit etwa 5-10% bereits cremig kristallisiertem Honig "impfen". Diese "Starterkristalle" helfen, eine besonders feine Kristallisation zu erreichen.
Beim Deutschen Imkerbund findest du weitere Tipps zur Honigverarbeitung und Qualitätssicherung, die dir helfen, einen erstklassigen Honig zu produzieren.
Wie oft und wie lange rühren?
Rühre deinen Honig am Anfang 2-4 mal täglich für jeweils etwa 5-15 Minuten. Der gesamte Prozess dauert je nach Honig und Temperatur zwischen 4 und 8 Tagen.
Du erkennst den richtigen Abfüllzeitpunkt daran, dass der Honig bereits cremig, aber noch fließfähig ist. Wenn du mit einem Löffel eine Rille ziehst, sollte sie sich nur langsam schließen.
Fülle den Honig in saubere Gläser, solange er noch fließt. Im Glas wird er dann seine endgültige, feinsteife Konsistenz erreichen. Wartest du zu lange mit dem Abfüllen, wird der Honig zu fest!
Qualität sichern: So bleibt dein Honig lange frisch
Ein guter Honig ist nicht nur lecker, sondern auch lange haltbar. Dafür musst du ein paar wichtige Punkte beachten.
Die wichtigsten Qualitätskriterien
Der Wassergehalt ist das wichtigste Qualitätsmerkmal deines Honigs. Laut Honigverordnung darf er höchstens 20% betragen. Für besonders gute Qualität solltest du unter 18% bleiben. Bei zu hohem Wassergehalt kann der Honig gären.
Ein hoher Enzymgehalt zeigt, dass der Honig natürlich und schonend behandelt wurde. Die Enzyme kommen von den Bienen und sind sehr hitzeempfindlich. Deshalb solltest du deinen Honig nie stark erwärmen.
Für die Bezeichnung "Rapshonig" muss dein Honig überwiegend aus Rapsnektar stammen. Dies wird durch eine Pollenanalyse nachgewiesen.
Richtige Lagerung deines Rapshonigs
Lagere deinen Honig kühl, trocken und dunkel. Die ideale Temperatur für cremigen Rapshonig liegt zwischen 14 und 16°C. So bleibt seine schöne Konsistenz erhalten.
Achte auf dicht verschlossene Gläser. Honig zieht Wasser aus der Luft an. Bei offenen Gläsern kann der Wassergehalt steigen und der Honig könnte gären.
Halte den Honig von starkem Licht fern. Sonnenlicht schädigt die wertvollen Enzyme und kann zu Farbveränderungen führen.
Vermeide Gerüche in der Nähe deines Honigs. Er nimmt leicht Fremdgerüche an, was seinen Geschmack beeinträchtigen kann.
7 häufige Fehler bei der Rapshonigernte (und wie du sie vermeidest)
Auch erfahrenen Imkern passieren manchmal Fehler. Hier sind die häufigsten Probleme bei der Rapshonigernte und wie du sie vermeiden kannst:
1. Zu späte Ernte: "Zementhonig"
Wenn du zu lange wartest, kristallisiert der Honig bereits in den Waben und wird steinhart. Dann bekommst du ihn kaum noch heraus.
Lösung: Ernte rechtzeitig, sobald der Honig reif ist. Nutze ein Refraktometer zur Kontrolle des Wassergehalts. Halte deine Völker stark, damit die Waben bis zur Ernte warm und gut besetzt bleiben.
2. Zu frühe Ernte: Feuchter Honig
Honig mit zu hohem Wassergehalt kann gären und ist dann ungenießbar. Besonders bei rascher Massentracht wie beim Raps kann dies passieren.
Lösung: Prüfe mit dem Refraktometer, ob der Wassergehalt unter 18% liegt.
3. Falsches Rühren
Zu spätes Beginnen mit dem Rühren oder unregelmäßiges Rühren führt zu grober Kristallisation. Der Honig wird körnig statt cremig.
Lösung: Beginne mit dem Rühren, sobald der Honig trüb wird. Rühre regelmäßig.
4. Lufteinschlüsse im Honig
Zu schnelles Rühren kann Luftblasen in den Honig bringen. Diese sehen im Glas unschön aus.
Lösung: Rühre langsam und halte den Rührer unter der Honigoberfläche. Schäume den Honig vor dem Rühren sorgfältig ab.
5. Zu spätes Abfüllen
Wenn du zu lange mit dem Abfüllen wartest, wird der Honig im Eimer zu fest. Das Abfüllen wird schwierig und es entstehen Luftblasen.
Lösung: Fülle ab, solange der Honig noch fließfähig ist, aber bereits eine cremige Textur hat.
6. Hygienemängel
Unsaubere Geräte oder Räume können deinen Honig verunreinigen und seinen Geschmack beeinträchtigen.
Lösung: Reinige alle Geräte gründlich vor der Verwendung. Achte auf einen sauberen, trockenen Schleuderraum.
7. Schwarmprobleme während der Rapstracht
Die Rapsblüte fällt genau in die Hauptschwarmzeit. Ein abgeschwärmtes Volk bringt deutlich weniger Honig ein.
Lösung: Führe regelmäßige Schwarmkontrollen durch. Gib den Völkern genug Platz durch rechtzeitiges Erweitern, um Schwarmstimmung zu vermeiden.
Fazit: Mit der richtigen Technik zum perfekten Rapshonig
Rapshonig zu ernten ist wie ein kleines Abenteuer mit großer Belohnung! Mit dem richtigen Timing und ein bisschen Übung beim Rühren bekommst du einen wunderschönen, cremigen Honig.
Denk daran: Bei Rapshonig ist Schnelligkeit gefragt. Ernte rechtzeitig, bevor er in den Waben fest wird. Und rühre ihn regelmäßig, bevor er im Eimer steinhart wird.
Du willst noch mehr wissen, wie man Honig richtig erntet? In unserem Wissensartikel "Honig ernten" findest du ausführliche Informationen und eine detaillierte Schritt-für-Schritt Anleitung!