Imkerin mit Klemmbrett vor geöffneter Bienenbeute

Das Bienenzucht-ABC: Die wichtigsten Begriffe einfach erklärt

Das Bienenzucht-ABC: Die wichtigsten Begriffe einfach erklärt

Als Neuling in der Imkerei kann es schwer sein, all die Fachbegriffe zu verstehen. Plötzlich reden erfahrene Imker über "F1-Königinnen", "Reinzucht" und "Pedigrees" - und du stehst daneben und verstehst nur Bahnhof. Keine Sorge! Dieser Artikel erklärt dir die wichtigsten Begriffe rund um Bienenköniginnen und Bienenzucht so einfach, dass du bald mitreden kannst.

Was macht eine Reinzuchtkönigin so besonders?

Stell dir vor, du möchtest besonders sanftmütige oder fleißige Bienen haben. Dann ist eine Reinzuchtkönigin dein bester Freund! Aber was ist das genau?

Bei normalen Bienenköniginnen (auch Wirtschaftsköniginnen genannt) weiß niemand, mit welchen Drohnen (männliche Bienen) sie sich in der Luft gepaart haben. Das ist ein bisschen wie Lotterie spielen - manchmal bekommst du tolle Bienen, manchmal nicht so tolle.

Bei einer Reinzuchtkönigin ist das anders: Sie stammt aus einer gezielten Zucht, bei der beide Elternteile sorgfältig ausgewählt wurden. Die Begattung erfolgt entweder auf einer speziellen Belegstelle oder durch künstliche Besamung mit ausgewählten Drohnen. So kennen wir die "Väter" der künftigen Bienen und können gute Eigenschaften wie Sanftmut, hohe Honigleistung und geringe Schwarmneigung besser weitergeben.

F1, F2 - was bedeuten diese Bezeichnungen?

Diese Begriffe klingen kompliziert, sind aber eigentlich ganz einfach:

  • P-Königin: Die Ausgangskönigin, also die Reinzuchtkönigin, von der nachgezüchtet wird.
  • F1-Königin: Sie ist die Tochter einer Reinzuchtkönigin. F1-Königinnen sind oft besonders vital und leistungsstark durch den sogenannten Heterosis-Effekt (genetische Durchmischung).
  • F2-Königin: Das ist dann die Tochter einer F1-Königin - also die "Enkelin" der Reinzuchtkönigin.

Ein besonderer Vorteil: Die Drohnen einer F1-Königin sind reinerbig, da sie aus unbefruchteten Eiern entstehen und keinen Vater haben. Sie tragen also nur das Erbgut der Mutter und eignen sich daher gut für die Begattung im nächsten Jahr.

Stammbäume für Bienen? Was ein Pedigree verrät

Ja, auch Bienen haben Stammbäume! Diese nennen Imker "Pedigree" (sprich: "Pedigri") oder auf Deutsch "Ahnentafel". Der Stammbaum zeigt, von welchen Vorfahren eine Königin abstammt.

Das Besondere bei Bienen: Ihr Stammbaum unterscheidet sich stark von dem anderer Tiere. Das liegt daran, dass Drohnen (männliche Bienen) keinen Vater haben, sondern nur eine Mutter. Die Anzahl der Vorfahren folgt bei weiblichen Bienen der Fibonacci-Folge (2, 3, 5, 8, ...) und nicht der üblichen Verdopplung (2, 4, 8, 16, ...).

Pedigrees sind wichtig für Züchter, um:

  • Gute Eigenschaften über Generationen zu verfolgen
  • Inzucht zu vermeiden (oder manchmal gezielt einzusetzen)
  • Erfolgreiche Zuchtlinien zu erkennen

Leistungsprüfung - wie man Superbienen findet

Woher wissen Imker, welche Königinnen besonders gut sind? Dafür gibt es die Leistungsprüfung! Sie dauert etwa ein Jahr und beginnt meist im Herbst, wenn die zu prüfende Königin bereits ein eigenes Volk aufgebaut hat.

Bei der Leistungsprüfung werden verschiedene Eigenschaften der Bienenvölker getestet:

Eigenschaft Was wird geprüft
Honigleistung Wie viel Honig sammelt das Volk?
Sanftmut Sind die Bienen ruhig oder stechen sie viel?
Wabensitz Bleiben die Bienen ruhig auf der Wabe sitzen?
Schwarmverhalten Neigt das Volk wenig zum Schwärmen?
Varroatoleranz Wie gut kommen sie mit der Varroa-Milbe zurecht?

Wichtig dabei: Für eine faire Bewertung werden alle Prüfvölker unter möglichst gleichen Bedingungen am selben Standort gehalten. Pro Prüfstand sollten mindestens 8-10 Völker aufgestellt werden.

Zuchtwert - die Superkraft-Zahl für Königinnen

Der Zuchtwert ist wie eine Punktzahl, die zeigt, wie wertvoll eine Königin für die Zucht ist. Stell dir das wie eine Schulnote für die Gene vor!

Diese Zahl gibt an, welche Eigenschaften eine Königin an ihre Nachkommen weitergeben kann. Das Besondere: Umwelteinflüsse wie Wetter oder Nahrungsangebot werden dabei herausgerechnet, damit wirklich nur die Vererbung zählt.

Ein Zuchtwert von 100 ist durchschnittlich. Alles darüber ist besser als der Durchschnitt. So kannst du leicht erkennen, wie gut eine Königin im Vergleich zu anderen abschneidet.

Wie der Zuchtwert berechnet wird (vereinfacht):

  1. Messung der Leistung (z.B. Honigertrag, Sanftmut)
  2. Herausrechnen von Umweltfaktoren (Wetter, Tracht)
  3. Vergleich mit anderen Bienenvölkern
  4. Berechnung eines Gesamtzuchtwertes aus verschiedenen Eigenschaften

Zuchtfortschritt - werden unsere Bienen besser?

Der Zuchtfortschritt zeigt, wie sich die Eigenschaften der Bienen von Generation zu Generation verbessern. Er ist das Ergebnis gezielter Selektion, bei der nur die besten Bienen zur Zucht verwendet werden.

Der Fortschritt hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Selektionsintensität: Wie streng wählen wir die besten Bienen aus?
  • Erblichkeit (Heritabilität): Wie stark wird eine Eigenschaft vererbt?
  • Selektionsgenauigkeit: Wie genau können wir den Zuchtwert bestimmen?
  • Generationsintervall: Wie schnell ziehen wir neue Königinnen nach?

Dank moderner Zuchtmethoden konnten Imker in den letzten Jahrzehnten beachtliche Erfolge erzielen - beispielsweise bei der Entwicklung von Bienen mit höherer Varroa-Toleranz.

Fazit: Dein Start in die Welt der Bienenköniginnen

Jetzt kennst du die wichtigsten Begriffe aus der Bienenzucht und kannst mitreden, wenn erfahrene Imker über ihre Königinnen fachsimpeln! Für deine ersten eigenen Bienenvölker ist es gut, wenn du mit F1-Königinnen arbeitest - diese sind durch den Heterosis-Effekt besonders robust, leistungsstark und unkompliziert in der Haltung. Trau dich, bei deinem lokalen Imkerverein nachzufragen, ob jemand solche Königinnen anbietet. So machst du einen super Start in dein Imker-Abenteuer!