Holz und Styropor im Vergleich

Beutensysteme für Anfänger erklärt: Die richtige Bienenwohnung finden

Beutensysteme für Anfänger erklärt: Die richtige Bienenwohnung finden

Was für ein Zuhause brauchen deine Bienen? Diese Frage stellt sich jeder angehende Imker! Die Wahl der richtigen Bienenbeute entscheidet über deinen Erfolg und die Gesundheit deiner Bienenvölker.

Eine falsche Entscheidung kann dich jahrelang begleiten und unnötig Geld kosten. In diesem Beitrag erfährst du alles über gängige Beutensysteme in Deutschland und Österreich, ihre Vor- und Nachteile und welches System am besten zu dir passt.

Lies weiter und spare dir teure Fehlentscheidungen!

Inhaltsverzeichnis

Was ist eigentlich eine Bienenbeute?

Eine Bienenbeute ist einfach das künstliche Zuhause, das wir unseren Honigbienen anbieten. Sie schützt die Bienen vor Regen, Wind und Kälte. Darin bauen die Bienen ihre Waben, ziehen ihre Brut auf und lagern Honig und Pollen.

Moderne Beuten bestehen meist aus Holz oder Kunststoff. Sie haben oft bewegliche Teile (Zargen) und herausnehmbare Rahmen (Rähmchen). Das macht die Arbeit für uns Imker viel einfacher und schont die Bienen.

Stabilbau vs. Mobilbau: Ein wichtiger Unterschied

Bei alten Beuten bauten die Bienen ihre Waben direkt an die Wände der Beute. Das nennt man Stabilbau. Wollte der Imker an den Honig, musste er die Waben herausschneiden und zerstören.

Moderne Beuten arbeiten mit dem Mobilbau-Prinzip. Die Bienen bauen ihre Waben in Rähmchen, die wir einfach herausnehmen können. So können wir das Volk kontrollieren und Honig ernten, ohne die Waben zu zerstören.

Die Entdeckung des "Bee Space" (ca. 8 mm) war hier entscheidend. Bei diesem Abstand bauen Bienen keine Waben zwischen den Rähmchen. Sie bleiben beweglich und können einzeln entnommen werden.

Welche Art von Beute du wählst, beeinflusst stark, wie du später mit deinen Bienen arbeiten wirst. Jedes System hat seine Vor- und Nachteile.

Die 5 wichtigsten Beutensysteme im Vergleich

Es gibt viele verschiedene Beutensysteme. Für Anfänger sind die folgenden fünf Systeme am wichtigsten. Sie unterscheiden sich in der Bauart und wie du damit arbeiten kannst.

1. Magazinbeuten (Oberbehandlung)

Magazinbeuten sind heute am weitesten verbreitet. Sie bestehen aus stapelbaren Kästen (Zargen), die du je nach Bedarf aufeinanderstellen kannst. Du arbeitest von oben, indem du die Zargen abhebst.

Die bekanntesten Magazinbeuten in Deutschland und Österreich sind:

  • Deutsch Normalmaß (DNM): Besonders in Nord- und Mitteldeutschland verbreitet. Das Rähmchenmaß beträgt 370 x 223 mm.

  • Zander: Vor allem in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz beliebt. Das Rähmchenmaß misst 420 x 220 mm.

  • Dadant: Hat einen großen, ungeteilten Brutraum. Das Brutraumrähmchen ist 448 x 285 mm groß.

  • Langstroth: Weltweit verbreitet, in Deutschland und Österreich aber weniger häufig. Das Rähmchenmaß ist ähnlich wie bei Zander.

Vorteile von Magazinbeuten: Du kannst den Raum leicht an die Volksstärke anpassen, indem du Zargen hinzufügst oder wegnimmst. Die Beuten sind gut für die Wanderimkerei geeignet, da sie stapelbar sind. Sie ermöglichen meist höhere Honigerträge als andere Systeme.

Nachteile: Das Heben voller Honigzargen (bis zu 25 kg) kann anstrengend sein. Bei vielen Völkern brauchst du viel Platz zur Lagerung nicht benötigter Zargen.

2. Trogbeuten / Lagerbeuten

Bei Trogbeuten liegen Brut- und Honigraum nebeneinander in einem langen Kasten. Der verfügbare Raum wird durch Schiede (Trennbretter) angepasst, nicht durch Aufsetzen von Zargen.

Bekannte Beispiele sind die Golzbeute oder die Bremer Beute. Du hast alle Waben auf einer Ebene und musst keine schweren Zargen heben.

Vorteile: Sehr rückenschonend, da kein Heben nötig ist. Gute Übersicht über das gesamte Volk. Leichte Kontrolle möglich.

Nachteile: Der Raum kann nicht unbegrenzt erweitert werden. Die Beuten sind schwer und nicht gut für die Wanderimkerei geeignet. Sie benötigen mehr Stellfläche am Bienenstand.

3. Hinterbehandlungsbeuten

Diese Beuten waren früher in Bienenhäusern weit verbreitet. Du arbeitest von hinten an den Bienen, indem du eine Rückklappe öffnest. Die Rähmchen ziehst du nach hinten heraus.

Der Schweizerkasten ist ein bekanntes Beispiel. Diese Beuten sind heute aber selten geworden.

Vorteile: Du kannst im Trockenen (im Bienenhaus) arbeiten. Kein Heben schwerer Zargen nötig.

Nachteile: Der Raum ist sehr begrenzt. Die Beuten sind oft zu klein für moderne, starke Bienenvölker. Du musst häufiger Honig ernten und die Völker stärker beschränken.

4. Naturnahe Systeme (Warré, Top-Bar Hive)

Diese Beuten versuchen, den natürlichen Lebensraum der Bienen besser nachzuahmen. Sie setzen oft auf weniger Eingriffe und mehr Naturwabenbau.

Die Warré-Beute ist eine kleine Magazinbeute mit quadratischem Grundriss. Bei Top-Bar Hives bauen die Bienen ihre Waben frei nach unten an Oberleisten (ohne volle Rähmchen).

Vorteile: Oft einfacher und günstiger im Selbstbau. Mehr Naturwabenbau möglich. Teilweise sanftere Eingriffe für die Bienen.

Nachteile: Meist geringere Honigerträge. Schwierigere Kontrolle und Behandlung von Krankheiten. Wabenbruch kann bei unsachgemäßer Handhabung auftreten.

Bei der Auswahl deines Beutensystems solltest du überlegen: Wie stark ist dein Rücken? Hast du Platz für Lagerung? Willst du mit den Bienen wandern? Möchtest du maximale Honigerträge oder eine möglichst naturnahe Haltung?

5. Bienenkiste und Klotzbeute

Dies sind sehr einfache Systeme. Die Bienenkiste ist eine schlichte Holzkiste ohne Rähmchen. Bei der Klotzbeute handelt es sich um einen ausgehöhlten Baumstamm. Beide arbeiten mit Stabilbau – die Bienen bauen ihre Waben direkt an die Wände.

Vorteile: Sehr naturnahe Haltung. Einfach in der Herstellung. Minimaler Materialeinsatz.

Nachteile: Kaum Kontrolle über das Bienenvolk möglich. Honiggewinnung nur mit Zerstörung der Waben. Krankheitsbekämpfung schwierig.

Heute werden diese Systeme meist nur von Naturschützern oder für Bildungszwecke eingesetzt. Sie sind für die reguläre Honiggewinnung weniger geeignet.

Bei der Wahl des richtigen Beutensystems gibt es keine Universallösung. Es geht darum, ein System zu finden, das zu deinen persönlichen Bedürfnissen und Zielen passt.

Holz oder Kunststoff? Die Materialfrage

Neben dem Beutensystem musst du dich auch für ein Material entscheiden. Die meisten Beuten sind entweder aus Holz oder aus Kunststoff (meistens Styropor).

Holzbeuten: Der Klassiker

Holzbeuten werden meist aus Fichte, Weymouth-Kiefer oder Paulownia hergestellt. Sie sind der Klassiker unter den Bienenbeuten und haben sich über Jahrzehnte bewährt.

Vorteile von Holzbeuten:

  • Natürliches Material, das den natürlichen Baumhöhlen der Bienen ähnelt

  • Atmungsaktiv - kann Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben

  • Langlebig bei guter Pflege und robust gegen mechanische Beschädigung

  • Lässt sich gut reinigen und desinfizieren (abkratzen, abflammen)

Nachteile von Holzbeuten:

  • Deutlich schwerer als Kunststoffbeuten

  • Benötigen regelmäßige Pflege (Anstrich) gegen Witterungseinflüsse

  • Können bei Feuchtigkeit quellen und sich verziehen

  • Oft teurer in der Anschaffung als einfache Styroporbeuten

Kunststoffbeuten: Die Leichtgewichte

Kunststoffbeuten aus Styropor (EPS) oder anderen Thermoplasten sind in manchen Regionen Deutschlands auch sehr beliebt. Die bekannteste ist die Segeberger Beute aus Styropor.

Vorteile von Kunststoffbeuten:

  • Deutlich leichter - eine Erleichterung für den Rücken

  • Sehr gute Isolierung gegen Kälte und Hitze

  • Witterungsbeständig, verzieht sich nicht und bleibt maßhaltig

  • Geringer Pflegeaufwand, kein regelmäßiger Anstrich nötig

Nachteile von Kunststoffbeuten:

  • Nicht atmungsaktiv - Feuchtigkeit kann nicht durch das Material entweichen

  • Höhere Schimmelgefahr bei falscher Belüftung

  • Kann nicht abgeflammt werden zur Desinfektion

  • Nicht für die Bio-Imkerei zugelassen

Ein wichtiger Hinweis zur Schimmelprävention

Schimmel in der Beute kann ein Problem sein, besonders im Winter und Frühjahr. Er entsteht, wenn warme, feuchte Luft aus dem Bienenvolk an kalten Flächen kondensiert.

Bei Holzbeuten kannst du auf die natürliche Feuchtigkeitsregulierung des Materials vertrauen. Bei Styroporbeuten ist eine gute Isolation des Deckels wichtig. Der Deckel sollte der wärmste Punkt sein, damit keine Feuchtigkeit kondensiert.

Ein offener Gitterboden kann bei Styroporbeuten helfen, überschüssige Feuchtigkeit abzuführen.

Entscheidungshilfe: Welches System passt zu dir?

Die Wahl des richtigen Beutensystems hängt von deinen persönlichen Umständen und Zielen ab. Hier findest du Empfehlungen für verschiedene Situationen.

Für Anfänger

Als Anfänger solltest du mit einem regional verbreiteten Magazinsystem starten. In Norddeutschland wäre das eher DNM, in Süddeutschland und Österreich Zander. So findest du leichter Rat und Unterstützung.

Starte mit zwei Völkern, nicht nur mit einem. So kannst du vergleichen und bei Problemen ausgleichen. Achte auf standardisierte Maße, damit du später flexibel bleibst.

Holz oder Kunststoff? Für den Start sind Kunststoffbeuten (wie die Segeberger) wegen ihres geringen Gewichts und der einfachen Handhabung oft angenehmer. Möchtest du später Bio-Imker werden, musst du allerdings zu Holz greifen.

Bei Rückenproblemen

Wenn du Rückenprobleme hast oder körperlich nicht so stark bist, solltest du entweder Trogbeuten (keine schweren Hebevorgänge) oder leichte Kunststoff-Magazinbeuten wählen.

Bei Magazinbeuten kannst du auch mit Flachzargen (halbe Höhe) im Honigraum arbeiten. Das reduziert das Gewicht erheblich.

Für hohe Honigerträge

Für maximale Honigerträge eignen sich Magazinbeuten am besten, insbesondere Dadant mit seinem großen, ungeteilten Brutraum. Die klare Trennung zwischen Brut- und Honigraum und die Möglichkeit, den Raum flexibel zu erweitern, sind wichtige Vorteile.

Berufsimker bevorzugen oft Dadant oder Zander, weil sie eine effiziente Arbeitsweise ermöglichen und hohe Erträge bringen.

Für naturnahe Imkerei

Wenn dir eine möglichst naturnahe Bienenhaltung wichtig ist, könnten Warré-Beuten oder Top-Bar Hives passend sein. Sie ermöglichen mehr Naturwabenbau und weniger Eingriffe.

Regionale Aspekte beachten

Wähle möglichst ein in deiner Region verbreitetes System. Das bringt viele Vorteile:

  • Einfacher Austausch von Erfahrungen mit anderen Imkern

  • Leichterer Kauf von Bienenvölkern in passenden Rähmchen

  • Bessere Verfügbarkeit von Material und Zubehör

  • Möglichkeit, Geräte (z.B. Honigschleuder) mit anderen zu teilen

Dein lokaler Imkerverein kann dir sagen, welches System in deiner Region am häufigsten genutzt wird. Dort gibt es auch oft Kurse und Patenschaften für Anfänger.

Häufige Fragen zum Thema Bienenbeuten

Was ist die beste Bienenbeute für Anfänger?

Es gibt nicht DIE beste Beute. Für Anfänger empfehlen wir ein regional verbreitetes Magazinsystem (DNM oder Zander). So findest du leicht Unterstützung und kannst Erfahrungen mit anderen Imkern austauschen.

Wie viel kostet eine komplette Bienenbeute?

Eine komplette Magazinbeute (Boden, 2-3 Zargen, Deckel) kostet je nach Material und Ausführung zwischen 110 und 220 Euro. Trogbeuten sind oft etwas teurer. Für den Einstieg in die Imkerei (2 Völker, Beuten, Grundausstattung) solltest du mit etwa 1.500 Euro rechnen.

Kann ich Bienenbeuten selbst bauen?

Ja, besonders einfache Systeme wie Warré-Beuten oder Top-Bar Hives lassen sich gut selbst bauen. Achte aber auf präzise Maße, besonders beim Bienenabstand (8 mm). Bei komplexeren Systemen ist der Kauf oft sinnvoller, um Probleme zu vermeiden.

Bei Imkado findest du zudem Bausatz-Beuten als interessanten Mittelweg.

Muss ich für die Bio-Imkerei Holzbeuten verwenden?

Ja, für die zertifizierte Bio-Imkerei (EU-Bio, Bioland, Demeter) sind Kunststoffbeuten nicht zugelassen. Die Bienenbehausung muss aus natürlichen Materialien wie Holz bestehen. Für Demeter gelten zusätzlich Anforderungen wie ein ungeteilter Brutraum.

Wie oft muss ich meine Bienenbeute erneuern?

Bei guter Pflege halten Holzbeuten 10-15 Jahre oder länger. Kunststoffbeuten können ähnlich langlebig sein, werden aber mit der Zeit durch UV-Strahlung spröde. Rähmchen solltest du aus hygienischen Gründen alle 2-3 Jahre erneuern.

Kann ich verschiedene Beutensysteme in meiner Imkerei mischen?

Prinzipiell ja, aber es verkompliziert die Arbeit. Du benötigst dann unterschiedliche Rähmchen, Zargen und eventuell auch unterschiedliche Werkzeuge. Für Anfänger empfehlen wir, mit einem System zu starten.

Fazit: Die richtige Beute ist dein Schlüssel zum Erfolg

Die Wahl deines Beutensystems ist eine der wichtigsten Entscheidungen als Imker. Es gibt kein "perfektes" System – es muss zu deinen Bedürfnissen und Zielen passen.

Für Anfänger empfehlen wir ein in der Region verbreitetes Magazinsystem. So findest du leicht Unterstützung und Austausch. Berücksichtige bei deiner Wahl auch deine körperlichen Voraussetzungen, deinen verfügbaren Platz und deine imkerlichen Ziele.

Denk daran: Bienen sind erstaunlich anpassungsfähig. Sie kommen in vielen unterschiedlichen Behausungen gut zurecht. Am wichtigsten ist, dass du als Imker gut mit dem gewählten System arbeiten kannst.