Honigpreis kalkulieren

Deinen fairen Honigpreis berechnen: So verdienst du endlich an deinem Hobby!

Deinen fairen Honigpreis berechnen: So verdienst du endlich an deinem Hobby!

Kennst du das Gefühl, wenn deine Kunden über den Preis deines Honigs meckern? Die richtige Preisfindung ist für viele Freizeitimker eine echte Herausforderung. Während Billig-Importhonig bereits für unter 2 Euro pro Kilo im Handel erhältlich ist, kostet dich die Produktion eines Kilos Qualitätshonig deutlich mehr.

Mit einer soliden Kalkulation kannst du endlich selbstbewusst deinen fairen Preis bestimmen und kommunizieren. Lies weiter, um zu erfahren, wie du in einfachen Schritten den optimalen Verkaufspreis für deinen Honig berechnest.

Inhaltsverzeichnis

Die wahren Kosten deiner Imkerei verstehen

Bevor du deinen Honig mit einem Preisschild versehen kannst, musst du wissen, was er dich kostet. Viele Imker unterschätzen ihre tatsächlichen Ausgaben deutlich.

Fixkosten - Diese Ausgaben hast du immer

Fixkosten fallen unabhängig von der Menge des produzierten Honigs an. Dazu zählen zum Beispiel die Anschaffung deiner Grundausstattung und deren Abschreibung.

Eine Grundausstattung mit zwei Bienenvölkern und dem notwendigen Material für die Honigernte kostet etwa 1.000 €. Jedes weitere Bienenvolk mit Behausung schlägt mit rund 400 € zu Buche.

Diese Kosten musst du auf die Nutzungsdauer verteilen. Für eine Honigschleuder rechnet man meist mit 10 Jahren, für ein Entdeckelungsgeschirr mit 5 Jahren.

Zu den laufenden Fixkosten gehören auch:

  • Versicherungen und Vereinsbeiträge: ca. 50-100 € pro Jahr
  • Fortbildung und Fachliteratur: ca. 50 € pro Jahr
  • Standmieten oder Pacht für deine Bienenstände
  • Kosten für Räume zur Honigverarbeitung

Variable Kosten - Je mehr Honig, desto mehr Kosten

Variable Kosten steigen mit der Anzahl deiner Bienenvölker und der produzierten Honigmenge. Hierzu zählen vor allem Futter, Behandlungsmittel und Verpackung.

Pro Bienenvolk solltest du mit etwa 15-20 kg Zucker für die Einfütterung rechnen. Bei einem Preis von 1,50 € pro Kilogramm sind das 22,50-30 € pro Volk und Jahr nur fürs Futter.

Für die Varroabehandlung fallen etwa 5-15 € pro Volk an. Gläser, Deckel und Etiketten kosten bei einem Ertrag von 25 kg pro Volk (50 Gläser à 500g) zwischen 25 € und 35 € pro Volk.

Deine Arbeitszeit - Der oft vergessene Faktor

Der größte und am häufigsten unterschätzte Kostenfaktor ist deine eigene Arbeitszeit. Auch wenn die Imkerei dein Hobby ist, hat deine Zeit einen Wert.

Ein Hobbyimker mit 5-10 Völkern investiert in der Hauptsaison etwa 3-6 Stunden pro Woche. Über das Jahr verteilt kommen schnell 10-12 Stunden pro Volk zusammen.

Wenn du deinen Stundensatz nur mit dem Mindestlohn ansetzt, erhöht das deine Kosten bereits erheblich. Die IHK empfiehlt sogar einen Netto-Stundensatz von 48 €.

Wie viel kosten dich deine Bienen wirklich? Hast du alle diese Faktoren bei deiner letzten Preiskalkulation berücksichtigt?

5 Methoden zur Preiskalkulation im Vergleich

Es gibt verschiedene Wege, um deinen optimalen Honigpreis zu ermitteln. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile.

Die Selbstkostenkalkulation - Dein Minimalpreis

Bei dieser einfachen Methode addierst du alle anfallenden Kosten und teilst sie durch die Anzahl deiner Honiggläser. Das Ergebnis ist dein absoluter Minimalpreis.

Beispiel: Wenn deine Gesamtkosten 750 € betragen und du 250 Gläser à 500g produzierst, liegen deine Selbstkosten bei 3 € pro Glas. Berücksichtigst du zusätzlich deine Arbeitszeit, steigen die Kosten deutlich.

Diese Methode bildet die absolute Untergrenze. Verkaufst du unter diesem Preis, machst du garantiert Verlust.

Die Deckungsbeitragsrechnung - Was trägt zum Gewinn bei?

Der Deckungsbeitrag ist der Betrag, der nach Abzug der variablen Kosten vom Verkaufspreis übrig bleibt. Er dient zur Deckung der Fixkosten und zur Gewinnerzielung.

Diese Methode hilft dir zu entscheiden, welche Produkte (z.B. verschiedene Honigsorten) oder Vertriebswege am profitabelsten sind.

Der Deckungsbeitrag zeigt dir, ab welcher verkauften Menge du deine Fixkosten deckst und Gewinn erzielst (Break-Even-Point).

Die wertorientierte Preisgestaltung - Was ist dein Honig wert?

Bei diesem Ansatz orientierst du dich nicht nur an deinen Kosten, sondern auch am Wert, den dein Honig für den Kunden hat. Faktoren wie Qualität, regionale Herkunft oder besondere Sorten erhöhen den Wert.

Kunden sind oft bereit, für echten regionalen Qualitätshonig mehr zu bezahlen. Die direkte Beziehung zum Imker, kurze Transportwege und Transparenz in der Produktion sind wichtige Kaufargumente.

Dieser Ansatz erlaubt dir, höhere Preise zu erzielen als die reine Kostenbetrachtung.

Die Marktorientierung - Was zahlen die Kunden?

Bei dieser Methode orientierst du dich an den Preisen, die andere Imker in deiner Region verlangen. Diese sollte jedoch nicht deine einzige Grundlage sein.

Aktuelle Marktpreise für regionalen Blütenhonig liegen zwischen 5 € und 8 € pro 500g-Glas. Spezialitäten wie Waldhonig erzielen 7 € bis 15 € pro 500g.

Die Marktorientierung gibt dir einen Rahmen, in dem dein Preis akzeptiert wird. Sie sollte aber immer mit deiner eigenen Kostenkalkulation abgeglichen werden.

Die Mischkalkulation - Der praktische Kompromiss

In der Praxis ist eine Kombination aus verschiedenen Methoden oft am sinnvollsten. Du berechnest deine Kosten als Basis, berücksichtigst den Marktwert und Kundennutzen und findest einen angemessenen Mittelweg.

Diese Methode erfordert etwas Erfahrung, bietet aber den realistischsten Ansatz für eine nachhaltige Preisgestaltung.

Welche dieser Methoden passt am besten zu deiner Imkerei? Die richtige Wahl hängt von deinen Zielen und deiner Marktsituation ab.

Marktfaktoren: Was ist dein Honig wirklich wert?

Der Wert deines Honigs wird nicht nur durch deine Kosten bestimmt. Verschiedene Marktfaktoren können den Preis deutlich beeinflussen.

Honigsorten und ihre Preisspannen

Nicht jeder Honig ist gleich viel wert. Die Honigsorte ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal und beeinflusst den erzielbaren Preis erheblich.

Für Standardhonige wie Blüten-, Sommer- oder Frühtrachthonig werden aktuell etwa 5 € bis 8 € pro 500g-Glas bezahlt. Frühtrachthonig erzielte 2023 in Deutschland einen Durchschnittspreis von 6,43 € pro 500g.

Spezialitäten können deutlich höhere Preise erzielen:

  • Waldhonig: 7 € bis 15 € pro 500g
  • Akazienhonig: 8 € bis 15 € pro 500g
  • Tannenhonig: bis zu 15 € pro 500g
  • Bio-Honig: generell 2-5 € mehr pro Glas

Stadt vs. Land - Wo verkaufst du?

Der Standort deines Verkaufs beeinflusst ebenfalls den erzielbaren Preis. In Großstädten werden tendenziell höhere Preise akzeptiert als in ländlichen Gebieten. Die höhere Kaufkraft und Zahlungsbereitschaft der städtischen Bevölkerung macht sich hier bemerkbar.

Überlege dir genau, wo deine Kunden sind und was sie bereit sind zu zahlen.

Vertriebswege und deren Einfluss auf den Preis

Je nachdem, wie du deinen Honig verkaufst, kannst du unterschiedliche Preise erzielen. Der Direktverkauf bringt dir in der Regel den höchsten Gewinn.

Beim Verkauf ab Hof oder auf dem Wochenmarkt kannst du den vollen Endkundenpreis erhalten.

Verkaufst du an Wiederverkäufer wie regionale Läden, musst du Abschläge hinnehmen. Im Großgebinde (12,5 kg Eimer) werden für Blütenhonig etwa 7,25 € bis 8,80 € pro Kilogramm erzielt.

Der Verkauf an große Abfüllbetriebe bringt die niedrigsten Preise und deckt oft nicht einmal deine Produktionskosten.

Welchen Vertriebsweg nutzt du hauptsächlich? Solltest du vielleicht über Alternativen nachdenken, um höhere Preise zu erzielen?

Die 3 häufigsten Fehler bei der Preisgestaltung (und wie du sie vermeidest)

Bei der Festlegung des Honigpreises passieren immer wieder typische Fehler. Wenn du diese kennst, kannst du sie leicht vermeiden.

Fehler 1: Die eigene Arbeitszeit nicht berücksichtigen

Der größte und häufigste Fehler ist, die eigene Arbeitszeit nicht oder zu niedrig anzusetzen. Viele Hobbyimker scheuen davor zurück, ihre "Freizeit" in Geld umzurechnen.

Doch sobald du Honig verkaufst, entsteht ein Produkt mit einem Marktwert. Die Nichtberücksichtigung der Arbeitszeit führt zu unrealistisch niedrigen Preisen.

Lösung: Erfasse deine Arbeitsstunden und bewerte sie mit einem angemessenen Stundensatz. Selbst wenn du nur den gesetzlichen Mindestlohn ansetzt, wird dein Preis realistischer.

Fehler 2: Relevante Kosten vergessen

Viele Imker übersehen "kleinere" oder unregelmäßig anfallende Kosten. Versicherungsbeiträge, Vereinsgebühren, Fortbildungen oder anteilige Raumkosten werden oft nicht einkalkuliert.

Auch die Abschreibung für Geräte wie Schleuder oder Beuten wird häufig vergessen. So entstehen Preise, die nicht alle Kosten decken.

Lösung: Erstelle eine detaillierte Checkliste aller möglichen Kosten und überprüfe sie regelmäßig. Nutze eine Excel-Tabelle oder einen speziellen Imker-Rechner zur Erfassung.

Fehler 3: Preise "aus dem Bauch heraus" festlegen

Viele Imker legen ihre Preise nach Gefühl fest oder orientieren sich einfach an anderen Imkern - ohne die eigene Kostensituation zu kennen. Das führt oft zu Preisen, die nicht kostendeckend sind.

Besonders problematisch ist die Orientierung an Discounterpreisen. Billig-Importhonig für unter 2 € pro Kilo im Einkauf vermittelt Kunden einen falschen Eindruck vom Wert echten regionalen Honigs.

Lösung: Mache eine solide eigene Kalkulation zur Grundlage deiner Preisfindung. Preise von Wettbewerbern können als Orientierung dienen, sollten aber nie die alleinige Basis sein.

Kennst du dich in einem dieser Fehler wieder? Die gute Nachricht ist: Mit einer sorgfältigen Kalkulation und mehr Selbstbewusstsein kannst du sie leicht vermeiden!

Praxisbeispiel: So kalkulierst du für 5 Bienenvölker

Lass uns anhand eines Beispiels durchrechnen, wie ein fairer Honigpreis für eine kleine Hobbyimkerei mit 5 Bienenvölkern aussehen könnte.

Die Ausgangssituation

Unsere Beispiel-Imkerei hat 5 Bienenvölker mit einem durchschnittlichen Honigertrag von 25 kg pro Volk. Das ergibt eine Gesamternte von 125 kg, was 250 Gläsern à 500g entspricht.

Der Arbeitsaufwand beträgt etwa 12 Stunden pro Volk und Jahr, also insgesamt 60 Stunden. Für die Bewertung der Arbeitszeit setzen wir einen moderaten Stundensatz von 15 € an.

Die Kosten im Detail

Zunächst erfassen wir alle jährlichen Fixkosten:

  • Abschreibung Grundausstattung: 200 € (bei ca. 2.000 € Gesamtinvestition auf 10 Jahre)
  • Versicherungen & Vereinsbeiträge: 100 €
  • Fortbildung, Fachliteratur: 50 €
  • Sonstige Fixkosten: 50 €

Das ergibt jährliche Fixkosten von 400 €. Dazu kommen die variablen Kosten:

Futter kostet bei 15 kg pro Volk und einem Preis von 1,33 € pro kg insgesamt 100 €. Für Varroabehandlung fallen etwa 50 € an (10 € pro Volk).

Gläser, Deckel und Etiketten schlagen mit 150 € zu Buche (250 Stück à 0,60 €). Wachs und sonstige variable Kosten betragen etwa 50 €.

Die variablen Kosten summieren sich auf 350 €. Insgesamt haben wir also Kosten von 750 € ohne Berücksichtigung der Arbeitszeit.

Der kalkulierte Preis

Teilen wir die Gesamtkosten von 750 € durch 250 Gläser, ergeben sich Selbstkosten von 3,00 € pro 500g-Glas ohne Arbeitszeit. Das ist die absolute Untergrenze deines Verkaufspreises.

Berücksichtigen wir zusätzlich die Arbeitszeit (60 Stunden à 15 € = 900 €), steigen die Gesamtkosten auf 1.650 €. Das entspricht 6,60 € pro 500g-Glas.

Um einen kleinen Gewinn zu erzielen und Risiken abzudecken, sollte der Verkaufspreis darüber liegen. Ein Preis von 7,00 € bis 8,00 € pro 500g-Glas wäre daher angemessen und liegt im üblichen Marktbereich für regionalen Blütenhonig.

Was bedeutet das für dich?

Diese Beispielrechnung zeigt: Selbst bei einer kleinen Hobbyimkerei ist ein Preis von unter 7 € pro 500g-Glas kaum kostendeckend, wenn man die Arbeitszeit angemessen berücksichtigt.

Verkaufst du deinen Honig für 5 € oder weniger, verschenkst du wahrscheinlich deine Zeit und deckst möglicherweise nicht einmal deine Sachkosten vollständig.

Nun liegt es an dir! Nimm dir Zeit für eine ehrliche Kalkulation deiner eigenen Kosten. Das gibt dir die Sicherheit, einen fairen Preis zu verlangen, der deine Arbeit und Qualität wertschätzt.

Fazit: Dein Honig ist wertvoll - Zeig es mit deinem Preis!

Die Festlegung eines fairen Honigpreises ist eine Herausforderung, aber mit den richtigen Werkzeugen schaffst du das! Eine solide Kalkulation hilft dir, alle Kosten zu berücksichtigen und deinen Honig angemessen zu bepreisen.

Vergiss nicht: Qualität hat ihren Preis! Dein regionaler Honig ist ein hochwertiges Naturprodukt, in das du viel Zeit und Liebe investierst. Das darf und sollte sich im Preis widerspiegeln.

Mit einem selbstbewussten, fair kalkulierten Preis zeigst du nicht nur dir selbst, sondern auch deinen Kunden, wie wertvoll deine Arbeit als Imker ist. Und wer weiß - vielleicht verdienst du bald nicht nur Dankbarkeit, sondern auch einen angemessenen Lohn mit deinem Honig.

Jetzt bist du dran: Setz dich heute noch hin und kalkuliere deinen Honigpreis neu. Deine Bienen und dein Geldbeutel werden es dir danken!