Räuberei im Bienenstock stoppen: 5 Sofortmaßnahmen

Räuberei im Bienenstock stoppen: 5 Sofortmaßnahmen

Räuberei im Bienenstock stoppen: 5 Sofortmaßnahmen

Hast du schon einmal erlebt, wie dein friedliches Bienenvolk plötzlich von fremden Bienen überfallen wurde? Räuberei ist ein echtes Notfallszenario für jeden Imker und kann innerhalb weniger Stunden zum vollständigen Verlust eines Volkes führen.

In diesem Artikel lernst du, wie du Räuberei frühzeitig erkennst, sofort wirkungsvoll eingreifst und deine Völker langfristig schützen kannst. Lies weiter, um deine Bienen vor diesem gefährlichen Phänomen zu bewahren!

Inhaltsverzeichnis

Was ist Räuberei und warum ist sie gefährlich?

Räuberei bei Honigbienen ist wie ein Überfall auf eine Honigbank. Dabei dringen Bienen eines Volkes in ein anderes ein, um dessen Futtervorräte, besonders Honig oder Zuckerwasser, zu stehlen. Dieses Verhalten tritt vor allem auf, wenn es draußen wenig Nektar gibt.

Bei einer Räuberei geht es richtig wild zu. Die angreifenden Bienen kämpfen mit den Wächterbienen des überfallenen Volkes. Viele Bienen sterben dabei und teilweise wird sogar die Königin des angegriffenen Volkes getötet.

Die Folgen sind richtig schlimm. Ein ausgeraubtes Volk hat meistens keine Überlebenschance mehr. Alle Futtervorräte sind weg, viele Bienen tot und ohne Königin kann sich das Volk nicht erholen.

Noch gefährlicher: Bei der Räuberei werden potentiell auch Krankheiten wie die Amerikanische Faulbrut und Parasiten wie die Varroamilbe übertragen. So kann sich eine Krankheit schnell im ganzen Bienenstand verbreiten.

Die 3 häufigsten Ursachen für Räuberei

Damit du Räuberei verhindern kannst, musst du verstehen, warum sie überhaupt entsteht. Es gibt drei Hauptursachen, die fast immer für Räuberei verantwortlich sind.

1. Futtermangel und Trachtlücken

Der wichtigste Auslöser für Räuberei ist schlicht Hunger. Wenn draußen nicht genug Nektar zu finden ist, werden Bienen zu Räubern. Diese Zeiten nennen Imker "Trachtlücken".

Trachtlücken entstehen oft nach der letzten Honigernte im Spätsommer. Sie können aber auch durch plötzliche Wetteränderungen oder das Ende der Blütezeit wichtiger Pflanzen kommen.

Moderne Landwirtschaft mit großen Feldern einer einzigen Pflanze macht das Problem schlimmer. Nach der kurzen Blüte von z.B. Raps gibt es oft plötzlich nichts mehr zu holen.

2. Schwache und kranke Völker als leichte Beute

Nicht jedes Bienenvolk wird gleich schnell überfallen. Besonders gefährdet sind kleine, schwache oder kranke Völker. Sie haben nicht genug Bienen, um ihr Flugloch zu verteidigen.

Ein Volk mit vielen Varroamilben ist besonders gefährdet. Die Milben schwächen die Bienen und machen das ganze Volk zur leichten Beute.

Auch weisellose Völker (Völker ohne Königin) werden häufig Opfer von Räuberei. Sie sind meist unorganisiert und können sich nicht gut verteidigen.

3. Imkerliche Fehler als Einladung zum Rauben

Der alte Imkerspruch "Vor jeder Räuberei steht eine Eselei" bringt es auf den Punkt. Oft sind es Fehler des Imkers, die Räuberei erst möglich machen.

Die häufigsten Fehler sind verschüttetes Futter in der Nähe der Beuten oder offene Honigwaben beim Arbeiten am Bienenstand. Der Duft lockt fremde Bienen unwiderstehlich an.

Auch langes Offenhalten der Beuten bei Kontrollen oder zu große Fluglöcher bei schwachen Völkern sind klassische Fehler. Mit etwas Vorsicht lassen sich diese Probleme leicht vermeiden.

Welcher dieser Punkte könnte in deiner Imkerei zum Risikofaktor werden?

So erkennst du Räuberei sofort

Räuberei früh zu erkennen ist der Schlüssel, um größeren Schaden zu vermeiden. Es gibt deutliche Zeichen, auf die du achten solltest.

Auffälliges Verhalten am Flugloch

Das erste Anzeichen ist ungewöhnliches Verhalten am Flugloch. Normales Ein- und Ausfliegen ist gleichmäßig und ruhig. Bei Räuberei dagegen herrscht hektische Betriebsamkeit.

Räuberbienen fliegen nicht direkt an. Sie nähern sich suchend und zickzack-förmig dem Flugloch. Sie wirken nervös und versuchen, schnell einzudringen.

Ein deutliches Warnsignal sind kämpfende Bienen direkt am Flugloch. Wenn du Bienen siehst, die miteinander ringen oder sich ineinander verbeißen, ist das ein Alarmzeichen.

Tote Bienen und Honigspuren

Schau auf das Anflugbrett und den Boden vor dem Stock. Bei Räuberei findest du dort oft viele tote Bienen als Ergebnis der Kämpfe.

Das Flugloch und Anflugbrett können klebrig sein. Das kommt von Honig, den die Räuber in der Eile verloren haben.

Auch ein ungewöhnlich lautes, aufgeregtes Summen ist typisch. Es klingt anders als das normale Brummen eines aktiven, aber friedlichen Volkes.

Blick ins Innere des Bienenstocks

Wenn du den Stock öffnest, sind die Bienen bei Räuberei sehr nervös. Sie fliegen hastig auf und versuchen zu entkommen.

Achte auf die Waben. Räuberbienen reißen die Zelldeckel grob auf, um an den Honig zu kommen. Das sieht anders aus als die saubere Art, wie Stockbienen ihre eigenen Zellen öffnen.

Bei fortgeschrittener Räuberei findest du leere, trockene Waben. Alle Vorräte wurden gestohlen.

5 Sofortmaßnahmen bei akuter Räuberei

Wenn Räuberei bereits im Gange ist, musst du sofort handeln. Diese Maßnahmen können dein Volk retten.

1. Flugloch extrem verengen

Die allererste und wichtigste Maßnahme: Verkleinere das Flugloch sofort drastisch! Mache es so eng, dass nur noch 1-2 Bienen gleichzeitig durchpassen (etwa 1 cm breit).

Verwende dafür Fluglochkeile oder -schieber. Im Notfall kannst du auch Gras, Moos oder ein feuchtes Tuch benutzen und nur einen kleinen Durchgang freilassen.

Durch die extreme Verengung können die Wächterbienen den Eingang viel besser verteidigen. Es können nicht mehr viele Räuber gleichzeitig eindringen.

2. Barrieren vor dem Flugloch errichten

Stelle eine Glasscheibe oder ein Stück Plexiglas senkrecht und leicht schräg vor das Flugloch. Das verwirrt die anfliegenden Räuber, während die eigenen Bienen schnell lernen, um das Hindernis herumzufliegen.

Alternativ kannst du ein nasses Tuch, Gras oder sogar frische Brennnesseln vor das Flugloch legen. Diese Hindernisse irritieren die Räuberbienen und erschweren ihnen den Anflug.

Wenn du spezielle Räubereigitter hast, bringe sie an. Sie sind aber meistens besser zur Vorbeugung als bei einem akuten Angriff geeignet.

3. Fütterung sofort einstellen

Stoppe jede Fütterung sofort - sowohl am betroffenen Volk als auch bei allen anderen Völkern am Stand. Der Duft von Futter würde die Räuberei nur noch verstärken.

Entferne alle offenen Futterquellen vom Bienenstand. Auch Honigwaben oder Geräte mit Honigresten müssen weg.

Warte mit der Weiterfütterung, bis sich die Lage komplett beruhigt hat. Dann füttere nur noch abends nach Flugschluss und sehr vorsichtig.

4. Betroffenes Volk umstellen

Bei sehr heftiger Räuberei kann die Umsiedlung des angegriffenen Volkes die letzte Rettung sein. Verschließe das Flugloch vollständig und bringe das Volk an einen mindestens 3 km entfernten Standort.

Am neuen Standort sollte das Flugloch zunächst für einige Stunden oder über Nacht geschlossen bleiben. Öffne danach nur ein winziges Flugloch.

Wichtig: Stelle am alten Platz eine leere Beute mit offenem Flugloch auf. Das lenkt zurückkehrende Räuberbienen ab und verhindert, dass sie sofort das nächste Nachbarvolk angreifen.

5. Kontrolle am Abend durchführen

Warte mit einer gründlichen Kontrolle des betroffenen Volkes bis zum Abend nach Flugschluss. Dann sind keine Räuberbienen mehr unterwegs.

Prüfe, ob die Königin noch lebt, wie viele Bienen übrig sind und ob noch Futter vorhanden ist. Basierend darauf kannst du entscheiden, ob das Volk gerettet werden kann.

Führe alle weiteren notwendigen Arbeiten ebenfalls abends durch, um keine neue Räuberei auszulösen.

Räuberei vorbeugen: So schützt du deine Bienenvölker

Die beste Strategie gegen Räuberei ist, sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen bleiben deine Bienen sicher.

Starke, gesunde Völker sind die beste Verteidigung

Der wichtigste Schutz gegen Räuberei sind starke, gesunde Bienenvölker. Sie haben genug Wächterbienen, um ihr Flugloch zu verteidigen.

Achte besonders auf die Varroabekämpfung. Ein hoher Varroabefall schwächt die Bienen enorm und macht sie anfällig für Räuberei.

Prüfe regelmäßig, ob deine Völker eine gute Königin haben. Weisellose Völker sollten schnell mit einer neuen Königin versorgt oder mit anderen Völkern vereinigt werden.

Fluglochgröße dem Volk anpassen

Passe die Größe des Fluglochs immer an die Volksstärke an. Starke Völker können ein größeres Flugloch verteidigen, schwache brauchen ein kleines.

In trachtarmen Zeiten, besonders im Spätsommer und Herbst, solltest du die Fluglöcher aller Völker verkleinern. Selbst bei starken Völkern ist ein zu großes Flugloch in dieser Zeit riskant.

Bei Jungvölkern und Ablegern halte das Flugloch immer sehr klein - etwa eine Bienenbreite (ca. 8 mm). So können sie sich trotz geringer Bienenzahl gut verteidigen.

Richtig füttern - der Schlüssel zur Räubereivermeidung

Füttere deine Bienen immer erst abends nach Flugschluss. Dann sind keine Bienen mehr unterwegs, die durch den Futterduft angelockt werden könnten.

Verwende dichte, gut konstruierte Futtergeschirre. Bei Ablegern und in Zeiten hoher Räubereigefahr ist Futterteig oft sicherer als Flüssigfutter, da er weniger stark duftet.

Halte absolute Sauberkeit am Bienenstand. Verschüttetes Futter muss sofort entfernt werden. Honigwaben oder Geräte mit Honigresten dürfen nie offen herumliegen.

Besondere Vorsicht bei der Honigernte

Die Honigernte ist eine kritische Zeit für Räuberei. Arbeite schnell, sauber und halte alles bienendicht.

Bienenfluchten sind sehr hilfreich. Sie werden etwa 24 Stunden vor der Ernte zwischen Brut- und Honigraum eingelegt und sorgen dafür, dass die Honigräume bienenfrei werden.

Entnommene Honigwaben müssen sofort in geschlossene Behälter. Das Schleudern sollte in einem absolut bienendichten Raum erfolgen - niemals im Freien!

Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen kannst du das Risiko für Räuberei stark reduzieren.

Jahreszeitliches Räubereirisiko: Wann du besonders aufpassen musst

Die Gefahr von Räuberei ist nicht das ganze Jahr gleich hoch. Je nach Jahreszeit gibt es bestimmte Risikofaktoren, auf die du achten solltest.

Frühjahr: Erste kritische Phase

Im Frühjahr können Völker, die geschwächt aus dem Winter kommen, leicht Opfer von Räuberei werden. Überprüfe daher alle Völker nach der Auswinterung auf ihre Stärke und Gesundheit.

Kontrolliere die Futtervorräte regelmäßig. Wenn ein Volk zu wenig Futter hat, füttere vorsichtig mit Futterteig oder kleinen Mengen Flüssigfutter am Abend.

Halte die Fluglöcher schwächerer Völker weiterhin eng.

Sommer: Hochsaison für Räuberei

Der Sommer, besonders die Zeit nach dem Ende der Frühtracht, ist eine klassische Hochrisikozeit. Die Völker sind stark, aber plötzlich gibt es weniger Nektar draußen.

Die Honigernte lockt mit ihren Düften viele Bienen an. Arbeite besonders sauber und bienendicht.

Ableger und Jungvölker sind jetzt besonders gefährdet. Stelle sie wenn möglich an einem separaten Standort auf und halte ihre Fluglöcher sehr klein.

Spätsommer/Herbst: Kritische Phase während der Einfütterung

Im Spätsommer geht die natürliche Tracht zu Ende, gleichzeitig werden die Völker für den Winter aufgefüttert. Der Duft von Zuckerwasser kann starke Räuberei auslösen.

Füttere nur abends, wenn keine Bienen mehr fliegen. Gib lieber mehrere kleine Portionen als eine große Menge auf einmal.

Schwache Völker sollten jetzt mit starken vereinigt werden. Sie haben allein keine Überlebenschance und locken nur Räuber an.

Winter: Geringere Gefahr, aber nicht risikofrei

Im Winter ist die Räubereigefahr zwar geringer, aber nicht null. Bei ungewöhnlich milden Tagen können Bienen fliegen und nach Futter suchen.

Stelle sicher, dass alle Völker genug Winterfutter haben. Ein Volk, das seine Vorräte zu früh aufbraucht, wird schwach und anfällig.

Nach der Räuberei: So pflegst du betroffene Völker

Ein Volk, das eine Räuberei überlebt hat, ist meist stark geschwächt. Es braucht besondere Pflege, um sich zu erholen.

Schadensbewertung und Erstversorgung

Prüfe zuerst, wie schlimm der Schaden ist. Kontrolliere, ob die Königin noch lebt, wie viele Bienen übrig sind und ob noch Futter vorhanden ist.

Wenn das Volk ohne Futter ist, musst du sofort vorsichtig füttern. Futterteig ist jetzt am sichersten, da er keine neue Räuberei auslöst.

Enge das Volk auf die Wabenzahl ein, die es noch gut besetzen kann. Entferne leere oder stark beschädigte Waben.

Stärkung und Wiederaufbau

Ist die Königin noch da und legt Eier? Ohne Königin hat das Volk keine Zukunft. Es muss dann entweder eine neue Königin bekommen oder aufgelöst werden.

Bei einem sehr schwachen, aber weiselrichtigen Volk kannst du vorsichtig mit verdeckelten Brutwaben aus starken Völkern helfen. So bekommt es bald Verstärkung durch schlüpfende Jungbienen.

Achte auf Krankheitszeichen, besonders Varroabefall. Ein geschwächtes Volk ist anfälliger für Parasiten und Krankheiten.

Wann ein Volk besser aufgelöst wird

Nicht jedes ausgeraubte Volk kann gerettet werden. Wenn die Verluste zu groß sind, die Königin tot ist oder das Volk stark geschwächt in eine ungünstige Jahreszeit geht, ist es oft besser, es aufzulösen.

Die verbliebenen Bienen kannst du vor den Fluglöchern anderer starker Völker abfegen. Sie werden sich dort einbetteln.

Mit der richtigen Pflege können sich viele Völker von einer Räuberei erholen. Andere sind leider zu stark geschädigt. Die Entscheidung, ob ein Volk gerettet werden kann oder besser aufgelöst wird, ist manchmal schwer, aber notwendig.

Fazit: Deine Bienen schützen - ein Gewinn für alle

Räuberei ist eine ernste Bedrohung für deine Bienenvölker, aber mit dem richtigen Wissen kannst du sie verhindern oder stoppen. Die Vorbeugung ist dabei immer der beste Weg: Halte deine Völker stark und gesund, passe die Fluglöcher an und arbeite sauber und umsichtig.

Wenn du die Anzeichen von Räuberei kennst, kannst du im Notfall schnell reagieren. Die genannten Sofortmaßnahmen, besonders das extreme Verengen des Fluglochs, können den Unterschied zwischen Verlust und Rettung eines Volkes ausmachen.

Denk daran: Jedes gesunde Bienenvolk ist wertvoll - für dich als Imker, für die Bestäubung unserer Pflanzen und für das ökologische Gleichgewicht. Der Schutz vor Räuberei ist daher nicht nur eine Frage des Honigs.