Imkerin sucht nach Königin

Königin finden leicht gemacht: Die Abfeg-Methode Schritt für Schritt

Königin finden leicht gemacht: Die Abfeg-Methode Schritt für Schritt

Jeder Imker kennt dieses Problem: Die Königin ist einfach nicht zu finden! Besonders in starken Völkern wird die Suche schnell zur Mammutaufgabe. Wir zeigen dir heute eine Methode, die fast immer funktioniert – auch wenn sie nur im Notfall eingesetzt werden sollte.

Diese Technik des Abfegens hat schon vielen Imkern geholfen, ihre Königin zu finden. Du lernst hier, wann diese Methode wirklich nötig ist und wie du sie, wie im Video gezeigt, Schritt für Schritt richtig anwendest. Lies weiter, um zu erfahren, wie du auch die versteckteste Königin sicher findest!

Inhaltsverzeichnis

Wann ist Abfegen wirklich nötig?

Das Abfegen der Bienen ist eine radikale Methode. Sie sollte nur dann angewendet werden, wenn alle anderen Möglichkeiten versagt haben. Denn dieser Eingriff bedeutet enormen Stress für dein Bienenvolk.

Die wichtigsten Situationen, in denen Abfegen sinnvoll ist: Du musst eine alte Königin für das Umweiseln finden. Oder du willst einen Kunstschwarm bilden und die Königin darf nicht mit hinein. Auch bei der biotechnischen Varroabehandlung durch Königinnenkäfigung ist das Auffinden der Königin unerlässlich.

Umweiseln und Königinnenzucht

Beim Umweiseln muss die alte Königin komplett entfernt werden. Bleibt sie im Volk, wird jede neue Königin sofort abgestochen. Gerade bei unmarkierten Königinnen in starken Völkern ist das Abfegen manchmal die einzige Lösung.

Für die Königinnenzucht brauchst du absolut weisellose Pflegevölker. Jede versehentlich eingeschleppte Königin würde die Aufzucht neuer Königinnen verhindern.

Varroabehandlung durch Brutunterbrechung

Moderne Varroabehandlung setzt oft auf das Käfigen der Königin. Ohne Brut erreicht die Behandlung mit Oxalsäure über 90% Wirksamkeit. Aber dafür musst du die Königin erst einmal finden und sicher einfangen.

Stelle dir vor: Du hast ein starkes Volk mit 2 Zander-Bruträumen zur Hochsaison. Die Königin zu finden gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen - oder nicht?

Die richtige Vorbereitung ist alles

Ohne gute Vorbereitung wird das Abfegen zum Chaos. Du brauchst das richtige Wetter, die richtige Tageszeit und alle Materialien griffbereit. Hektik während des Eingriffs schadet deinen Bienen und dir.

Das perfekte Wetter: Sonnig, warm und über 15 Grad. Bei gutem Flugwetter sind viele Bienen unterwegs, das Volk ist kleiner und sanftmütiger. Niemals bei kühlem oder regnerischem Wetter arbeiten!

Diese Materialien brauchst du unbedingt

  • Eine große, leere Wanne oder Kiste als Auffangbehälter
  • Eine komplette Leerzarge, um die abgekehrten Waben zwischenzulagern
  • Ein passendes Absperrgitter
  • Eine zweite, leere Zarge, die als "Trichter" dient
  • Königinnen-Clip oder Zusetzkäfig zum sicheren Fangen

Zusätzlich brauchst du natürlich deine Standardausrüstung wie Stockmeißel und Smoker.

Hast du schon mal versucht, eine Königin in 50.000 aufgeregten Bienen zu finden? Mit der richtigen Vorbereitung wird es deutlich einfacher.

Die Abfeg-Methode mit dem Absperrgitter

Diese Methode nutzt das natürliche Verhalten der Bienen. Sie wollen zurück zu ihrer Brut und laufen durch das Absperrgitter. Die größere Königin kann nicht durch und bleibt zurück. So gehst du vor:

  1. Vorbereitung am Bienenstand: Stelle die große Wanne direkt vor die Beute. Daneben platzierst du die Leerzarge, in der du gleich die Waben sammeln wirst.
  2. Bienen von den Waben fegen: Öffne das Volk und nimm jede Brutwabe einzeln heraus. Stoße die Bienen mit einem kräftigen Ruck in die Wanne. Die bienenleere Wabe hängst du sofort in die vorbereitete Leerbeute. Wiederhole dies für alle Waben.
  3. Beute komplett leeren: Nachdem alle Waben entfernt sind, stößt du auch die restlichen Bienen aus der Zarge und vom Boden in die Wanne. Nun hast du alle Bienen des Volkes in der Wanne gesammelt.
  4. Die "Sieb-Konstruktion" bauen: Setze die ursprüngliche Beute mit den bienenleeren Waben wieder auf ihren Platz. Lege nun das Absperrgitter oben auf die Zarge. Darauf stellst du die zweite, leere Zarge.
  5. Bienen zurückgeben: Nimm die Wanne mit den Bienen, stoße sie kurz auf, damit sich die Bienen in einer Ecke sammeln, und schütte den gesamten Bienenschwarm in die obere, leere Zarge – direkt auf das Absperrgitter.
  6. Warten und die Königin finden: Die Arbeiterinnen werden nun durch das Absperrgitter nach unten zu ihrer Brut und den Waben krabbeln. Die Königin ist zu groß und bleibt auf dem Gitter zurück. Warte etwa eine halbe Stunde. Danach kannst du die Königin ganz einfach vom Absperrgitter absammeln.
  7. Königin sichern und Volk zurückbauen: Fange die Königin vorsichtig mit einem Clip oder Zusetzkäfig. Entferne anschließend die obere, leere Zarge und das Absperrgitter. Setze den Innendeckel und Deckel wieder auf die Beute. Fertig!

Risiken und wie du sie vermeidest

Das Abfegen birgt erhebliche Risiken für dein Bienenvolk. Der massive Stress kann zu Brutverlusten führen und die Bienen anfälliger für Krankheiten machen. Das größte Risiko ist jedoch die Räuberei.

Beim Abfegen tropft unweigerlich Honig oder Nektar. Der Duft lockt fremde Bienen an, die schnell zu einer verheerenden Räuberei werden können. Besonders in trachtarmen Zeiten ab Mitte Juli ist die Gefahr extrem hoch.

So minimierst du die Risiken: Arbeite nur bei gutem Wetter und zur richtigen Zeit. Verenge alle Fluglöcher am Stand vorher. Arbeite zügig und decke alle Beutenteile sofort wieder ab.

Die Brutverkühlung verhindern

Bienen halten ihr Brutnest konstant bei 35 Grad. Ohne den wärmenden Bienenmantel kühlt die Brut schnell aus. Besonders junge Larven sterben schnell ab, wenn sie zu kalt werden.

Arbeite niemals bei Temperaturen unter 15 Grad. Halte den Eingriff so kurz wie möglich. Bringe die Bienen schnell wieder auf ihre Waben zurück.

Die Königin selbst ist ebenfalls gefährdet. Beim hektischen Abstoßen kann sie verletzt oder gequetscht werden. Ein ruhiges, methodisches Vorgehen ist daher entscheidend für den Erfolg.

Sanfte Alternativen zum Abfegen

Bevor du zum Abfegen greifst, solltest du alle sanfteren Methoden ausschöpfen. Die wichtigste Regel: Eine gute Vorbereitung macht radikale Eingriffe meist überflüssig.

Die visuelle Suche ist immer der erste Schritt. Beginne im Brutzentrum, dort hält sich die Königin meist auf. Verwende wenig Rauch, sonst läuft die Königin weg. Halte die Waben immer über der Beute, falls die Königin herunterfällt.

Die beste Vorbeugung ist das Zeichnen aller Königinnen. Eine markierte Königin findest du um ein Vielfaches schneller. Das spart Zeit, reduziert Stress und macht das Abfegen meist überflüssig.

Die Weiselprobe als Alternative

Wenn du nur wissen willst, ob eine Königin im Volk ist, nutze die Weiselprobe. Hänge eine Wabe mit jüngsten Larven aus einem anderen Volk hinein. Nach drei Tagen siehst du, ob Weiselzellen gebaut wurden.

Diese Methode ist völlig stressfrei für die Bienen. Sie dauert zwar länger, aber für reine Diagnosezwecke ist sie ideal. Der Nachteil: Du weißt nicht, in welchem Zustand eine vorhandene Königin ist.

Das internationale Zeichensystem hilft dir beim Altersbestimmen: Weiß (Jahre auf 1 oder 6), Gelb (2 oder 7), Rot (3 oder 8), Grün (4 oder 9), Blau (5 oder 0). So erkennst du sofort, ob eine Königin zu alt für gute Leistung ist.

Fazit: Wissen für den Notfall

Das Abfegen ist eine hochwirksame Notfallmethode, die jeder Imker kennen sollte. Sie garantiert fast immer das Auffinden der Königin, bedeutet aber enormen Stress für das Bienenvolk. Setze sie nur ein, wenn alle sanfteren Methoden versagt haben.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren: Perfekte Vorbereitung, richtiges Wetter, zügiges Arbeiten und sofortige Nachsorge. Das Risiko einer Räuberei ist das größte Problem, besonders in trachtarmen Zeiten.

Viel wichtiger als die Beherrschung dieser Technik ist die Prävention. Zeichne alle deine Königinnen, führe regelmäßige Kontrollen durch und handle rechtzeitig. So wird das Abfegen zur seltenen Ausnahme statt zur Regel.

Die wahre Meisterschaft zeigt sich nicht in der radikalsten Technik, sondern in der Fähigkeit, sie überflüssig zu machen. Deine Bienen werden es dir danken!

Hier findest du den Vorgang nochmal vollständig erklärt im Video: