Liebefelder Schätzmethode

Liebefelder Schätzrahmen: So bestimmst du die Volksstärke deiner Bienen

Liebefelder Schätzrahmen: So bestimmst du die Volksstärke deiner Bienen

Weißt du, wie stark deine Bienenvölker wirklich sind? Viele Imker verlassen sich nur auf ihr Bauchgefühl. Das kann teuer werden – schwache Völker überstehen den Winter oft nicht.

Die richtige Volksstärke zu kennen ist entscheidend für den Erfolg deiner Imkerei. Imker, die ihre Völker regelmäßig schätzen, haben deutlich weniger Winterverluste. Du lernst hier drei bewährte Methoden kennen, die auch Profis verwenden.

Nach diesem Artikel kannst du die Stärke deiner Völker selbst bestimmen. Du erkennst rechtzeitig, welche Völker Hilfe brauchen. Lies weiter, um zu erfahren, wie du deine Bienen erfolgreich durch das Jahr führst.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Volksstärke und warum ist sie wichtig?

Volksstärke ist mehr als nur die Anzahl der Bienen in deinem Stock. Sie zeigt dir den Gesamtzustand deines Bienenvolkes. Dazu gehören die erwachsenen Bienen, die Brut und die Futtervorräte.

Diese drei Teile arbeiten wie ein Team zusammen. Viele Bienen ohne Brut bedeuten: Das Volk wird bald schwächer. Viel Brut ohne genug Bienen bedeutet: Die Kleinen bekommen nicht genug Wärme und Pflege.

Ein gesundes Volk verändert sich das ganze Jahr über. Im Winter sind es nur 10 000 – 15 000 Bienen. Im Sommer können es bis zu 60 000 werden. Diese natürlichen Schwankungen zu kennen hilft dir, richtig zu handeln.

Warum ist das für dich wichtig? Starke Völker überstehen den Winter besser. Sie bringen mehr Honig und werden seltener krank. Schwache Völker erkennst du früh genug, um ihnen zu helfen.

Der Jahreszyklus deiner Bienen

Deine Bienen folgen einem festen Rhythmus durch das Jahr. Im Frühjahr wächst das Volk schnell an. Die Königin legt bis zu 2 000 Eier pro Tag. Das Volk wird immer stärker.

Den Höhepunkt erreicht das Volk um die Sommersonnenwende im Juni. Dann sind die meisten Sammelbienen unterwegs. Das ist die beste Zeit für die Honigernte.

Im Herbst wird das Volk wieder kleiner. Jetzt entstehen die wichtigen Winterbienen. Sie leben länger und bringen das Volk durch die kalte Zeit. Diese Phase ist entscheidend für das Überleben.

Schnelle Methoden für den Alltag

Für den schnellen Check brauchst du keine komplizierten Messungen. Zwei einfache Methoden reichen oft aus. Sie zeigen dir sofort, ob mit deinem Volk alles in Ordnung ist.

Die Fluglochbeobachtung

Schau dir das Flugloch deines Volkes genau an. Bei gutem Wetter sollten viele Bienen ein- und ausfliegen. Bringen sie bunten Pollen an ihren Hinterbeinen mit? Das ist ein gutes Zeichen.

Achte auch auf das Verhalten der Bienen. Sind sie ruhig und arbeiten fleißig? Oder kämpfen sie am Eingang? Kämpfe können bedeuten: Das Volk ist weisellos oder wird beraubt.

Diese Methode hat aber Grenzen. Bei schlechtem Wetter fliegen auch gesunde Völker nicht. Du siehst auch nicht, wie viele Bienen wirklich im Stock sind.

Der Blick von oben

Nimm vorsichtig den Deckel ab und schau in die Wabengassen. Wie viele Gassen sind voller Bienen? Das gibt dir einen ersten Eindruck von der Volksstärke.

Im Winter zeigt dir diese Methode, wo die Wintertraube sitzt. Das ist wichtig für die Winterbehandlung gegen Varroa-Milben. Im Frühjahr siehst du, wie schnell dein Volk wächst.

Aber Vorsicht: Die Bienen verteilen sich je nach Temperatur unterschiedlich. Bei Kälte sitzen sie eng zusammen. Bei Wärme verteilen sie sich mehr. Das kann täuschen.

Wabengassen zählen – die bewährte Standardmethode

Das Zählen der besetzten Wabengassen ist die Standardmethode vieler Imker. Sie ist schnell, einfach und trotzdem genau genug für die meisten Zwecke. Auch Bieneninstitute verwenden diese Methode in ihren Berichten.

Die Faustregel für die Praxis

Eine Wabengasse im Zandermaß, die auf beiden Seiten dicht mit Bienen besetzt ist, enthält etwa 1 000 Bienen. Fünf volle Gassen bedeuten also ungefähr 5 000 Bienen. Bei Dadant-Brutwaben kannst du die Werte grob mit dem Faktor 1,4 multiplizieren.

Praxistipp: Nach starkem Rauch oder bei niedrigen Temperaturen sitzen die Bienen oft dichter oder in mehreren Schichten. Passe deine Schätzung dann entsprechend an.

Wann reicht diese Methode aus?

Das Gassenzählen ist perfekt für die Routinekontrolle. Du willst wissen, ob dein Volk stark genug für den Winter ist? Diese Methode reicht aus. Du planst die Behandlung gegen Varroa-Milben? Auch hier ist sie ideal.

Für eine genauere Analyse reicht sie nicht ganz, denn sie zeigt nur die erwachsenen Bienen. Wie viel Brut und Futter vorhanden ist, erfährst du mit der nächsten Methode.

Die Liebefelder Schätzmethode – präzise wie ein Profi

Die Liebefelder Schätzmethode ist das Profi-Werkzeug unter den Schätzmethoden. Sie liefert getrennte Zahlen für Bienen, Brut und Futter. Geübte Imker erreichen damit eine Fehlerquote von nur 5 – 10 %. Das genügt für alle wichtigen Entscheidungen in der Imkerei.

Was du brauchst

Du benötigst einen Schätzrahmen (ein leeres Rähmchen, mit Gummibändern in acht Felder geteilt) und ein Protokoll zum Notieren deiner Werte.

So gehst du vor – Kurzfassung

  1. Die Zargen in umgekehrter Reihenfolge absetzen.
  2. Wabe für Wabe ziehen, den Schätzrahmen auflegen und für jedes Achtel Bienen, Brut und Futter notieren.
  3. Fertige Waben in eine leere Zarge hängen, bis das gesamte Volk erfasst ist.
  4. Achtel summieren und mit den Umrechnungswerten (Tabelle unten) multiplizieren.

Tabelle – Einheiten je Achtel Wabenfläche

Rähmchenmaß Bienen / Achtel Arbeiter­brut­zellen / Achtel Drohnen­brut­zellen / Achtel Futter / Achtel
Zander 125 400 230 ≈ 125 g
Dadant (Brutwabe) ≈ 175 ≈ 560 ≈ 320 ≈ 175 g
Deutsch-Normal (DN) ≈ 100 ≈ 320 ≈ 185 ≈ 100 g

Quelle der Tabelle: Werte nach Dr. Pia Aumeier, „Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie denken!“, DNB 02 / 2017. Die Angaben für Dadant und DN wurden anhand der dort empfohlenen Flächenfaktoren aus den Zander-Grundwerten berechnet.

Häufige Fehler vermeiden

  • Locker sitzende Bienen gedanklich zu einem dichten Teppich zusammenziehen.
  • Nach starkem Rauch ggf. 30 % aufschlagen.
  • Bei mehreren Schichten Fläche mit der Schichtzahl multiplizieren.

Richtwerte für das ganze Jahr

Für die Einwinterung im Oktober brauchst du mindestens 5 000 – 8 000 Bienen. Das entspricht etwa fünf bis sechs besetzten Wabengassen. Alles darunter ist kritisch. Besser sind 10 000 – 15 000 Bienen für eine sichere Überwinterung.

Die wichtigsten Benchmarks

Im Frühjahr nach der Auswinterung haben gesunde Völker noch 5 000 – 13 000 Bienen. Das sind normale Winterverluste. Von hier aus sollte das Volk schnell wachsen.

Den Höhepunkt erreichen starke Völker im Juni und Juli. Dann können es 25 000 – 40 000 Bienen sein. Besonders leistungsstarke Völker schaffen sogar bis zu 60 000 Bienen. Das sind die Völker, die richtig viel Honig bringen.

Diese Zahlen sind deine Messlatte. Liegt dein Volk deutlich darunter? Dann stimmt etwas nicht. Vielleicht ist die Königin alt oder das Volk ist krank. Früh erkannt, kannst du noch helfen.

Wann musst du handeln?

Völker unter 5 000 Bienen im Oktober haben schlechte Überlebenschancen. Vereinige sie mit stärkeren Völkern oder löse sie auf.

Auch ein plötzlicher Rückgang ist ein Warnsignal. Verliert ein Volk schnell an Stärke, können Krankheiten oder Vergiftungen die Ursache sein. Dann musst du schnell handeln.

Völker, die im Frühjahr nicht richtig wachsen, haben oft Probleme mit der Königin. Prüfe, ob sie noch legt. Manchmal hilft ein Königinnentausch.

Fazit: Welche Methode für welchen Zweck?

Du hast jetzt drei bewährte Methoden kennengelernt. Jede hat ihren Platz in der Imkerei.

  • Flugloch & Blick von oben: ideal für den schnellen Tages-Check.
  • Wabengassen zählen: die zuverlässige Standardmethode – perfekt für Einwinterung und Varroa-Strategie.
  • Liebefelder Schätzmethode: dein Präzisionswerkzeug für Zuchtauswahl, Studien und Problemdiagnose.

Wichtig ist: Nutze die Methoden regelmäßig. Nur so entwickelst du ein Gefühl für deine Völker und handelst rechtzeitig.

Welche Methode wirst du als Nächstes ausprobieren? Fang mit dem Wabengassen-Zählen an – es ist einfach zu lernen und bringt dir sofort Nutzen.

Die Ergebnisse deiner Schätzung kannst du übrigens kann einfach in unserer kostenlosen Stockkarten-App "KIM" dokumentieren.

Video-Tipp: