Wenn deine Bienenvölker unterschiedlich leistungsfähig sind, liegt das nicht am Zufall, sondern an den Genen! Die Vererbungslehre der Honigbienen beeinflusst alles - von der Honigmenge bis zum Temperament.

In diesem Artikel erfährst du, warum die Genetik für jeden Hobby-Imker wichtig ist und wie du sie für erfolgreiche Bienenvölker nutzen kannst.

Warum die Genetik für Imker so spannend ist

Bienen zu halten ist nicht nur ein wunderschönes Hobby, sondern auch eine Wissenschaft für sich! Ob dein Bienenvolk sanftmütig bleibt, fleißig Honig sammelt oder gegen Krankheiten widerstandsfähig ist – all das hängt maßgeblich von den Genen ab.

Daher kann es sehr lohnenswerte sein, etwas über die genetischen Grundlagen zu lernen. Damit kannst du gezielt bessere Bienenvölker aufbauen und mehr Freude an deinem Hobby haben.

So funktioniert die Vererbung bei Bienen

Bei Honigbienen ist die Vererbung besonders spannend! Anders als bei uns Menschen paart sich eine Bienenkönigin nicht nur mit einem, sondern mit ca. 20 verschiedenen Drohnen. Das führt zu einer enormen genetischen Vielfalt in einem einzigen Bienenvolk.

Hier die wichtigsten Fakten zur Bienenvererbung für Einsteiger:

• Die Königin paart sich vielen verschiedenen Drohnen (männliche Bienen)
• Alle Arbeiterinnen eines Volkes haben dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter
• Arbeiterinnen und Königinnen entstehen aus befruchteten Eiern und haben zwei Chromosomensätze (diploid)
• Drohnen entstehen aus unbefruchteten Eiern und haben nur einen Chromosomensatz (haploid) mit den Genen der Königin

Durch diese besondere Mischung entsteht ein bunter genetischer Cocktail, der jedes Bienenvolk einzigartig macht.

Warum Königinnen-Töchter oft unterschiedlich sind

Kennst du das? Du hast eine super Königin mit einem starken Volk, ziehst Nachköniginnen von ihr auf – und bist dann überrascht, weil die Tochtervölker nicht alle gleich leistungsstark sind wie das Original.

Der Grund liegt in der Genetik: Wenn deine Königin sich mit mehreren Drohnen gepaart hat, werden einige davon gute Eigenschaften vererbt haben, andere weniger gute. In deiner Super-Königin haben sich im Durchschnitt die guten Gene durchgesetzt.

Wenn diese Königin nun selbst Nachzucht bildet, wird die neue Königin zufällig entweder mehr von den "guten" oder mehr von den "weniger guten" Genen bekommen. Es ist also Glückssache, ob die Tochter genauso toll wird wie die Mutter.

Professionelle Züchter kontrollieren dagegen gezielt die Paarung und selektieren streng, weshalb ihre Zuchtköniginnen in der Regel bessere Ergebnisse liefern.

Die Power der Drohnen nicht unterschätzen!

Ein häufiger Fehler bei Hobbyimkern: Sie achten nur auf die Qualität der Königin. Dabei sind die Drohnen genauso wichtig für die Genetik eines Bienenvolkes!

Warum Drohnen so wichtig sind:

Besonders spannend: Die Varroatoleranz entwickelt sich durch langfristige Selektion und ist von vielen genetischen und Umweltfaktoren abhängig. Dabei spielt die Paarung mit Drohnen aus varroatoleranten Völkern eine wichtige Rolle, auch wenn es keinen exakten Prozentsatz gibt, der ein Volk automatisch tolerant macht.

So verbesserst du die Genetik deiner Bienenvölker

Auch als Hobby-Imker kannst du viel tun, um die genetischen Eigenschaften deiner Bienen zu verbessern:

1. Kaufe Königinnen von erfahrenen Züchtern - Sie haben bereits eine strenge Selektion durchgeführt
2. Ersetze Königinnen mit unerwünschten Eigenschaften - Jeder Austausch einer aggressiven oder leistungsschwachen Königin verbessert die lokale Bienenpopulation
3. Konzentriere dich auf die Aufzucht guter Drohnen - Starke Völker mit guten Königinnen sollten viele Drohnen aufziehen dürfen
4. Ziehe gelegentlich eigene Königinnen auf - Aber sei nicht enttäuscht, wenn sie unterschiedliche Eigenschaften zeigen

Ein kluger Ansatz für kleine Imkereien: Kaufe regelmäßig hochwertige Zuchtköniginnen und konzentriere dich darauf, von diesen gute Drohnen aufzuziehen. Wenn sich deine selbst nachgezogenen Königinnen mit diesen hochwertigen Drohnen paaren, steigt die Qualität deiner Völker automatisch!

Zugegebenermaßen kannst du allerdings nicht kontrollieren mit welchen Drohnen aus der Umgebung sich deine Königin paart, außer du stellst diese zur Begattung auf eine Belegstelle.

Basiszucht – dein Beitrag zur besseren Biene

Als Hobbyimker betreibst du vielleicht keine professionelle Zucht, aber durch "Basiszucht" trägst du dennoch zur Verbesserung der Bienenpopulation bei. Die Basiszucht ist eine naturnahe Form der Bienenzucht, bei der du die besten Völker für die Nachzucht auswählst und Königinnen unter natürlichen Bedingungen am eigenen Stand begattet werden.

Basiszucht bietet folgende Vorteile:

• Fördert an die Region angepasste, robuste Bienen
• Unterstützt natürliche Selektionsprozesse
• Ist ohne technischen Aufwand für jeden Hobbyimker umsetzbar
• Trägt zur genetischen Vielfalt und Vitalität der lokalen Bienenpopulation bei

Wenn viele Imker auf gute Genetik achten, hat das einen erstaunlich starken Effekt auf die gesamte Bienenpopulation!

Fazit: Genetik verstehen für gesündere Bienenvölker

Die Genetik der Honigbiene ist faszinierend und lohnt sich auch für Hobbyimker zu verstehen. Du musst kein Wissenschaftler werden, aber mit ein paar grundlegenden Kenntnissen kannst du gezielt sanftmütigere, leistungsstärkere und gesündere Bienenvölker fördern.

Starte am besten mit dem Kauf hochwertiger Königinnen und achte auf die Aufzucht starker Drohnen. Praktiziere Basiszucht, indem du kontinuierlich auf gute Eigenschaften selektierst und die besten Völker für die Nachzucht verwendest.

So trägst du nicht nur zu deinem eigenen Imkerei-Erfolg bei, sondern auch zur Verbesserung der Bienenpopulation insgesamt!