
Bienenvölker abschwefeln: wann es notwendig ist & Alternativen
Bienenvölker abschwefeln: wann es notwendig ist & Alternativen
Als Imker stehen wir manchmal vor schweren Entscheidungen. Das Abschwefeln eines Bienenvolkes gehört zu den schwersten.
Dieser Beitrag erklärt, wann diese Notfallmaßnahme wirklich nötig ist und wie du sie sicher durchführst. Du lernst, welche Alternativen es gibt und wie du die rechtlichen Vorgaben einhältst.
Lies weiter, um verantwortungsvoll mit dieser Ultima Ratio umzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- Was bedeutet "Bienenvölker abschwefeln"?
- Die rechtliche Lage in Deutschland
- Wann ist Abschwefeln notwendig?
- Benötigte Materialien und Vorbereitung
- Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Bessere Alternativen zum Abschwefeln
- Fazit: Verantwortungsvolle Imkerei
Was bedeutet "Bienenvölker abschwefeln"?
Beim Abschwefeln werden Bienenvölker mit Schwefeldämpfen getötet. Dies geschieht durch das Verbrennen von Schwefelschnitten in der Beute. Das entstehende Schwefeldioxid wirkt als starkes Atemgift auf die Bienen.
Früher war diese Methode in der Korbimkerei weit verbreitet. Damals töteten Imker oft ganze Völker, um an den Honig zu kommen. Die Bienen bauten ihre Waben direkt im Korb fest, was die Honigernte ohne Zerstörung unmöglich machte.
Heute gilt das Abschwefeln als absolute Notfallmaßnahme. Es wird nur angewendet, wenn ein Volk unheilbar krank ist oder eine Gefahr für andere Bienenvölker darstellt. Die moderne Imkerei mit beweglichen Rähmchen macht diese drastische Methode meist überflüssig.
Aber was genau sagt das Gesetz zu diesem Thema?
Die rechtliche Lage in Deutschland
Das deutsche Tierschutzgesetz erlaubt die Tötung von Tieren nur mit "vernünftigem Grund". Bei Bienen ist dieser Grund gegeben, wenn sie an einer ansteckenden Krankheit leiden. Besonders wichtig ist das bei der Amerikanischen Faulbrut.
Die Bienenseuchen-Verordnung regelt, wie mit kranken Bienenvölkern umzugehen ist. Sie legt fest, welche Bienenkrankheiten anzeigepflichtig sind. Dazu gehören die Amerikanische Faulbrut, der Kleine Beutenkäfer und die Tropilaelaps-Milbe.
Wichtig: Bei Verdacht auf eine dieser Krankheiten musst du sofort den Amtstierarzt informieren. Nur er darf entscheiden, ob und wie das Volk getötet werden soll. Ohne seine Anweisung darfst du ein Volk nicht einfach abschwefeln.
Die vollständige Bienenseuchen-Verordnung findest du hier - sie enthält alle wichtigen rechtlichen Bestimmungen zum Umgang mit Bienenseuchen.
Doch wann ist das Abschwefeln überhaupt nötig?
Wann ist Abschwefeln notwendig?
Das Abschwefeln sollte immer die letzte Option sein. Es gibt nur wenige Situationen, in denen es wirklich nötig ist:
- Bei amtlich festgestellter Amerikanischer Faulbrut, wenn der Amtstierarzt die Tötung anordnet
- Bei unheilbar kranken Völkern, die eine Gefahr für andere Bienenvölker darstellen
- Bei extrem geschwächten Völkern, die keine Überlebenschance mehr haben und Räuberei anziehen
Ein wichtiger Hinweis: Die Notwendigkeit zum Abschwefeln kann oft ein Zeichen für Fehler im Bienenmanagement sein. Eine gute Varroabehandlung und regelmäßige Kontrollen helfen, solche Situationen zu vermeiden.
Bei jedem Verdacht auf eine anzeigepflichtige Seuche muss zuerst der Amtstierarzt informiert werden. Eigenmächtige Entscheidungen können rechtliche Folgen haben und die Seuchenbekämpfung behindern.
Welche Materialien brauchst du für diesen schweren Schritt?
Benötigte Materialien und Vorbereitung
Für das sichere Abschwefeln benötigst du spezielle Ausrüstung. Diese schützt dich und sorgt für eine effektive Durchführung:
Schutzausrüstung (unbedingt erforderlich!)
- Atemschutzmaske mit Aktivkohlefilter (Typ E oder ABEK)
- Schutzhandschuhe
- Langärmlige Kleidung
- Schutzbrille (falls keine Vollmaske)
Materialien zum Abschwefeln
Du brauchst Schwefelschnitten aus dem Imkereibedarf. Für ein normales Volk reichen 2-3 dünne grüne oder 1-2 dicke gelbe Schnitten. Außerdem benötigst du eine feuerfeste Abbrennvorrichtung wie eine Brenndose aus Metall.
Wichtig sind auch nasse Lappen oder Schaumstoffstreifen zum Abdichten des Fluglochs. Ein Feuerlöscher oder Eimer mit Wasser sollte immer bereitstehen. Denke auch an eine leere Zarge für den Abbrennraum über den Waben.
Die Vorbereitung beginnt mit der eindeutigen Markierung des betroffenen Volkes. Entferne leere Waben und lockere die verbleibenden etwas auf. Ein Gitterboden muss geschlossen werden, damit die Schwefeldämpfe im Stock bleiben.
Wie führst du das Abschwefeln nun Schritt für Schritt durch?
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Das Abschwefeln muss sorgfältig und mit Respekt vor dem Bienenvolk durchgeführt werden. Hier ist die Anleitung in sieben Schritten:
1. Den richtigen Zeitpunkt wählen
Wähle einen Moment, wenn keine Bienen fliegen. Am besten eignen sich die Abendstunden nach Flugschluss. Auch frühe Morgenstunden oder regnerische Tage sind möglich. So befinden sich alle Bienen im Stock.
2. Schutzausrüstung anlegen
Lege deine komplette Schutzausrüstung an, bevor du mit dem Abschwefeln beginnst. Die Schwefeldämpfe sind sehr giftig! Achte auf einen dichten Sitz der Atemmaske.
3. Beute vorbereiten
Setze eine leere Zarge auf die Beute. Sie dient als Abbrennraum. Verschließe das Flugloch und alle anderen Öffnungen mit nassen Lappen oder Schaumstoffstreifen. Die Beute muss komplett luftdicht sein.
4. Schwefel platzieren und anzünden
Lege die Schwefelschnitten in die Brennvorrichtung auf eine feuerfeste Unterlage. Platziere diese in der oberen Zarge. Zünde die Schwefelschnitten mit einem langen Streichholz oder Feuerzeug an. Verschließe die Beute sofort danach.
5. Sicherer Abstand und Überwachung
Gehe auf sicheren Abstand und halte den Feuerlöscher bereit. Beobachte, ob Rauch aus der Beute austritt. Wenn ja, dichtest du die undichten Stellen ab.
6. Einwirkzeit abwarten
Lasse die Schwefeldämpfe etwa 30 Minuten einwirken. Erst dann darf die Beute wieder geöffnet werden. Trage dabei immer noch deine Schutzausrüstung.
7. Kontrolle und Nachbereitung
Prüfe, ob alle Bienen tot sind. Wenn nicht, musst du den Vorgang wiederholen. Entsorge danach alle toten Bienen und Waben sicher. Bei anzeigepflichtigen Seuchen nur nach Anweisung des Amtstierarztes!
Die Beute muss gründlich gereinigt werden, bevor sie wiederverwendet wird. Kratze alle Wachs- und Propolisreste ab. Desinfiziere mit einer Bunsenbrenner oder heißer Sodalauge.
Gibt es bessere Alternativen zum Abschwefeln?
Bessere Alternativen zum Abschwefeln von schwachen Völkern
In den meisten Fällen gibt es schonendere Methoden als das Abschwefeln. Diese erhalten die Bienen und sind ethisch vertretbarer:
Schwache Völker vereinigen
Schwache, aber gesunde Völker müssen nicht abgeschwefelt werden. Du kannst sie mit anderen schwachen Völkern vereinigen. Entferne vorher eine der Königinnen und gewöhne die Völker langsam aneinander.
Die Zeitungsmethode ist dafür ideal. Lege ein Blatt Zeitung mit kleinen Löchern zwischen die zu vereinigenden Völker. Bis die Bienen die Zeitung durchnagen, haben sie sich an den fremden Geruch gewöhnt.
Völker auflösen
Hoffnungslos schwache, aber nicht kranke Völker kannst du auflösen. Entferne die Königin und kehre die Bienen einige Meter vom Stand entfernt ab. Die flugfähigen Bienen betteln sich in benachbarte Völker ein.
Diese Methoden zeigen: Das Abschwefeln ist fast immer vermeidbar. Nur bei eindeutigen Seuchenfällen und auf Anweisung des Amtstierarztes ist es noch notwendig.
Was können wir aus all dem lernen?
Fazit: Verantwortungsvolle Imkerei
Das Abschwefeln von Bienenvölkern ist eine Notfallmaßnahme, die heute nur noch selten nötig ist. Moderne Imkermethoden und ein gutes Gesundheitsmanagement machen sie meist überflüssig.
Als verantwortungsvoller Imker solltest du immer zuerst alle Alternativen prüfen. Die beste Strategie ist die Vorbeugung durch regelmäßige Kontrollen und eine wirksame Varroabehandlung. So bleiben deine Völker gesund und stark.
Sollte das Abschwefeln unvermeidlich sein, halte dich strikt an die rechtlichen Vorgaben. Informiere bei anzeigepflichtigen Krankheiten immer zuerst den Amtstierarzt. Und arbeite stets mit vollständiger Schutzausrüstung.