Brutbild lesen wie ein Profi: Probleme frühzeitig erkennen
Brutbild lesen wie ein Profi: Probleme frühzeitig erkennen
Als Imker musst Du lernen, die Sprache Deiner Bienen zu verstehen. Eines der wichtigsten Signale ist das Brutbild – es verrät Dir, wie es um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit Deiner Königin bestellt ist. Woran Du ein schlechtes Brutbild erkennst und was Du dann tun solltest, erfährst Du in diesem Artikel.
Was ein Brutbild über Dein Bienenvolk aussagt
Das Brutbild in Deinem Bienenstock ist wie ein offenes Buch, in dem Du lesen kannst, was in Deinem Bienenvolk vor sich geht. Ein gesundes Brutbild zeichnet sich durch gleichmäßig angeordnete Brutzellen aus, die meist spiralförmig bzw. in konzentrischen Kreisen vom Zentrum der Wabe aus angeordnet sind. Die verdeckelten Zellen bilden dabei eine zusammenhängende Fläche ohne größere Lücken, was auf eine leistungsstarke Königin hinweist.
Bei der regelmäßigen Durchsicht Deiner Völker oder Ableger solltest Du besonders auf das Brutbild achten. Es gibt Dir wichtige Hinweise auf die Leistungsfähigkeit der Königin und den allgemeinen Zustand des Volkes.
Anzeichen eines problematischen Brutbildes
- Ungeschlossenes Brutnest mit vielen Lücken zwischen den Brutzellen (lückenhaftes Brutbild).
- Unregelmäßige Verteilung der Eier, statt einer kompakten Eiablage im Brutnest.
- Verkleinertes Brutnest, das nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Wabe bedeckt (es erstreckt sich nicht über den üblichen Wabenbereich).
- Reduzierte Bienenmasse im Volk (deutlich weniger Bienen als in gesunden Völkern).
- Dicker Pollenkranz um das Brutnest (ungewöhnlich breite Polsterränder aus Pollen).
- Futter, das nicht zügig abgenommen oder verarbeitet wird (Futtervorräte bleiben liegen).
Besonders auffällig ist ein lückenhaftes Brutbild, bei dem zwischen verdeckelten Brutzellen immer wieder leere Zellen zu finden sind. In einem gesunden Volk sollte das Brutbild hingegen möglichst geschlossen sein, mit klar erkennbaren Brutkreisen.
Ursachen für ein schlechtes Brutbild
Ein unregelmäßiges Brutbild deutet meist auf Probleme mit der Königin oder der Brutgesundheit hin. Die Ursachen können vielfältig sein:
- Alte oder erschöpfte Königin, die nicht mehr ihre volle Leistung bringen kann (altersschwache Königin).
- Junge, aber leistungsschwache Königin – manchmal haben selbst junge Königinnen genetisch bedingt eine geringe Legeleistung.
- Beschädigung der Königin, z. B. durch unsachgemäße Behandlung, was ihre Eiablage beeinträchtigt.
- Krankheiten oder Parasiten im Volk (z. B. Varroose oder andere Brutkrankheiten), die entweder die Königin schwächen oder zum Absterben von Brut führen. Ein hoher Varroabefall führt oft zu einem lückigen Brutbild und unruhigem Volk.
Ein problematisches Brutbild ist ein deutliches Zeichen dafür, dass – sofern keine Brutkrankheit vorliegt – die Königin nicht mehr in der Lage ist, ein starkes und stabiles Brutnest aufzubauen.
Warum der Pollenkranz ein wichtiger Indikator ist
Ein besonders aufschlussreiches Merkmal ist ein dicker Pollenkranz rund um das Brutnest. In einem gesunden Volk mit einer leistungsstarken Königin wird der Pollen normalerweise zügig verbraucht und für die Aufzucht der Brut genutzt. Wenn sich hingegen ein breiter Pollenkranz bildet, deutet dies darauf hin, dass:
- Die Königin nicht genug Eier legt, um den vorhandenen Pollen zu verbrauchen.
- Das Bienenvolk den Pollen nicht effizient für die Brutaufzucht nutzt (weil zu wenig Brut vorhanden ist).
- Ein Ungleichgewicht zwischen Pollensammlung und Brutentwicklung besteht – es wird mehr Pollen eingetragen, als für die vorhandene Brut benötigt wird.
Dieser Pollenüberschuss ist somit ein indirektes Zeichen für eine schwache oder fehlende Königin.
Vergleich: Gesundes vs. problematisches Brutbild
Merkmal | Gesundes Brutbild | Problematisches Brutbild |
---|---|---|
Anordnung der Brut | Geschlossen, kompakt, in konzentrischen Kreisen (Brutnest lückenlos) | Lückenhaft, unregelmäßig verteilt |
Ausdehnung des Brutnests | Großflächig, nahezu bis zum Rand der Wabe | Verkleinert, auf einen kleinen Bereich der Wabe begrenzt |
Pollenkranz | Schmal, gleichmäßig um das Brutnest | Breit, dick ausgeprägt um das Brutnest herum |
Bienenmasse | Zahlreich, alle Waben gut besetzt | Reduziert, z. T. nur wenige Waben besetzt |
Futterverarbeitung | Effizient – Futter wird zügig aufgenommen und verwertet | Ineffizient – Futter bleibt lange unverbraucht liegen |
Maßnahmen bei einem schlechten Brutbild
Wenn Du in Deinem Bienenstock ein problematisches Brutbild feststellst, solltest Du nicht zögern zu handeln. Folgende Maßnahmen können sinnvoll sein:
- Königin austauschen: Die effektivste Lösung ist meist, die leistungsschwache Königin durch eine neue, vitale Königin zu ersetzen. In der Imkerpraxis gilt die Regel, ein lückenhaftes Brutnest nicht zu tolerieren, sondern die Königin möglichst umgehend zu wechseln. Eine junge, begattete Qualitätskönigin kann dem Volk wieder zu einer geschlossenen Brutfläche verhelfen.
- Volk auflösen oder vereinigen: Bei sehr schwachen Völkern kann es sinnvoll sein, sie aufzulösen und die gesunden Bienen auf andere Völker zu verteilen. Schwache (weisellose) Völker werden am besten mit starken Völkern vereinigt. Dabei wird die alte Königin entfernt (falls noch vorhanden) und das Volk entweder abgefegt oder mithilfe von Zeitungspapier bzw. einem Absperrgitter einem anderen Volk beigefügt, sodass die verbleibenden Bienen einem stärkeren Volk zugutekommen.
- Andere Völker verstärken: Die Bienen eines aufgelösten Volks kannst Du nutzen, um andere schwächere, aber gesunde Völker zu verstärken. Beispielsweise können Brutwaben und Bienen aus dem schwachen Volk – sofern keine Krankheit vorliegt – in Ableger oder Entwicklungsvölker eingebracht werden.
Was Du jedoch nicht tun solltest, ist einfach zusätzliche Brutwaben in das problematische Volk einzuhängen, ohne die Königin zu ersetzen. Dies löst das grundlegende Problem – die schwache Königin – nicht und führt langfristig zu keiner Verbesserung des Zustands. Die neue Brut würde zwar schlüpfen, aber ohne eine leistungsfähige Königin bleibt das Volk mittelfristig trotzdem schwach. Zudem entnimmst Du damit anderen, gesunden Völkern wichtige Ressourcen, ohne das eigentliche Problem zu beheben. Erfahrungsberichte aus der Imkerpraxis bestätigen, dass selbst das Zugeben verdeckelter Brutwaben einer schwachen Königin oft keinen nachhaltigen Schub verleiht – die Königin legt trotz vermehrter Pflegebienen nicht wesentlich besser und muss letztlich doch ersetzt werden.
Warum das Einsetzen von Brutwaben keine Lösung ist
Viele Anfänger in der Imkerei denken, dass sie ein schwaches Volk mit einem schlechten Brutbild durch das Hinzufügen von Brutwaben aus anderen, stärkeren Völkern retten können. Dies ist jedoch keine nachhaltige Lösung, weil:
- die grundlegende Ursache – die leistungsschwache Königin – bestehen bleibt,
- die zugegebene Brut zwar schlüpft, aber ohne eine leistungsfähige Königin nicht dauerhaft den Zustand verbessert, und
- Ressourcen von gesunden Völkern abgezogen werden, ohne das Problem im schwachen Volk zu beheben.
Statt nur Symptome zu bekämpfen, ist es besser, direkt die Königin zu ersetzen oder, wenn das Volk bereits zu schwach ist, es aufzulösen und die Bienen anderweitig einzusetzen.
Fazit
Ein gutes Auge für das Brutbild zu entwickeln, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die Du als Imker erlernen solltest. Das Brutbild gibt Dir entscheidende Hinweise auf die Gesundheit Deines Bienenvolks und die Leistungsfähigkeit Deiner Königin. Zögere nicht, bei einem problematischen Brutbild zu handeln – sei es durch den Austausch der Königin oder durch andere geeignete Maßnahmen wie das Vereinen schwacher Völker. Wichtig ist, die Ursache des lückenhaften Brutbildes zu beseitigen, anstatt nur Symptome zu bekämpfen. Deine Bienen werden es Dir mit einer gesunden Entwicklung und einer guten Honigernte danken!